Hier einige weitere Eindrücke von den Fortschritten der Arbeit:
Die Gruppe beim Mittagessen
Aktuelles aus den Baucamps
Sehr geehrte Mitarbeiter des Internationalen Bauordens!
Wie im letzten Jahr wollte ich meine Ferienzeit auch in diesem Sommer nutzen und habe mir wieder eines ihrer Bauprojekte ausgesucht. Diesmal führte mich mein Weg nach Bulgarien, in die kleine Stadt Sredets.
Drei Wochen lang haben Gabi und Magdalena aus Österreich, Erik und Jozef aus den Niederlanden, ich und unser bulgarischer Freund und Übersetzer Georgi Ivanov im Kinderheim von Sredets gearbeitet.
Unser Wohnhaus, ein Hochhaus, in dem Schüler während der Schulzeit leben und das während unseres Aufenthaltes renoviert wurde, befand sich am Rande der Stadt in direkter Nachbarschaft zu dem Kinderheim und zu der Schule, in deren Kantine wir jeden Tag Frühstück und Mittagessen einnahmen. Der Fußmarsch ins Zentrum dauerte etwa eine Viertelstunde. Dort haben wir jeden Abend in einem Restaurant, eine sogenannte „Mexanata“ gegessen und die bulgarische Küche genossen. Der Tisch und das Essen war immer für uns vorbestellt von Rosi Petscheva, eine Freundin von Violeta Kyoseva von FAR und Bildungsbeauftragte der Stadt Sredets. Sie hat sich um alles Organisatorische gekümmert.
Neben der Planung für unsere Wochenendausflüge hat sie u.a. dafür gesorgt, dass wir Kühlschränke bekommen haben (!) und dass wir uns mit den Jugendlichen des örtlichen Vereins zum Volleyballspielen treffen konnten.
Ich bin als erste am Samstagmorgen angekommen. Die Abholung am Flughafen hat gut geklappt. Am Abend haben Rosi und ich zusammen mit unserem Übersetzer, Georgi Jabov aus Sredets, die zwei österreichischen Mädels vom Flughafen abgeholt. Zum Abendessen waren wir dann zum ersten Mal in der Mexanata. Wir sind gefragt worden, was wir gerne hätten: Hühnchen, Schwein oder Vegetarisches? Wir haben uns für Hühnchen entschieden. Und wir bekamen Hühnchen, aber nur Hühnchen! In vier verschiedenen Variationen! Dazu gab es bulgarisches Bier. Das war schon mal ein interessantes Geschmackserlebnis.
Beim Mittagessen in der Schulkantine am nächsten Tag tauchten Rosi und zwei uns noch unbekannte Damen auf. Wir setzten uns zusammen und sie stellten sich als die Verantwortlichen von FAR vor: Petya Petrova und Violeta Kyoseva.
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde sind wir zusammen ins Kinderheim gegangen, wo wir die Direktorin getroffen haben und uns erklärt wurde welche Arbeiten wir übernehmen sollten. Danach haben wir uns ins Rathaus zu einem Besuch beim Bürgermeister begeben. Er und die Leute in der Stadt konnten sich überhaupt nicht vorstellen, warum wir hier sind und was für eine Arbeit wir da machen, dass junge Westeuropäer hierher kommen und in ihrer freien Zeit arbeiten. Wir sind aufgefallen wie Bunte Hunde. Man hat uns erzählt, dass wir von den Leuten „Die internationale Brigade“ genannt werden. Und in der Mexanata waren wir bekannt als „Die Engländer“.
Die Arbeit
Am Dienstag ging die Arbeit los. In drei großen Durchgangsräumen mussten die alten Tapeten, eine Art Teppichboden an der Wand, runter, da sie als gesundheitsschädlich galten. Das Herunterreißen war kein Problem. Allerdings waren an den Wänden die Papierrückseiten der Tapeten hängen geblieben und die mussten nun in Zeit aufwändiger Geduldsarbeit mit Spachteln abgekratzt werden. Diese Aufgabe allein hat mehr als zwei Tag in Anspruch genommen. Das hat dann schon manchmal genervt. Es war nicht besonders schwer, aber die Tapete klebte noch sehr hartnäckig an der Wand. Darunter befand sich der Kleber. Er war zwar angetrocknet, aber es war nicht möglich mit Farbe darüber zu malen. Die Direktorin wollte jedoch nicht neu tapezieren. So wurde einen Tag lang diskutiert wie weiter vorgegangen werden soll. In der Zwischenzeit haben wir damit begonnen den Gartenzaun neu mit grünem Lack zu streichen.
Ende der Woche kamen dann professionelle Meister die über die verkleisterten Wände eine Masse spachtelten, damit sie dann bestrichen werden konnten, wobei uns die erfahrenen Männer auch tatkräftig zur Seite standen.
Innerhalb der drei Wochen konnten wir alle Aufgaben, die wir uns vorgenommen hatten, problemlos in Angriff nehmen und fertigstellen. In den ersten Tagen waren wir besonders motiviert, was dann mit der Zeit etwas nachgelassen hat, was hauptsächlich an der großen Hitze lag und an der Verlockung lieber mit den Kinder zu spielen, aber auch daran, dass die Bauarbeiter einen Teil unsere Arbeit übernommen hatten.
Wir haben also die drei Räume fertig gestrichen und dazu den Gang im Keller und die Straßenseite des Maschendrahtzaunes. Diese Arbeit ist zum Teil noch vor dem Frühstück erledigt worden, weil es später am Tag so heiß war, dass es nicht erträglich war in der Hitze zu arbeiten.
Freizeit und Ausflüge
In unserer Freizeit haben wir uns ausgeruht, die Stadt erkundet und Besorgungen gemacht oder sind rüber ins Kinderheim zu den Kindern gegangen. Einige sind auch ein paar Mal mit dem Bus nach Burgas an den Strand gefahren.
An den Wochenenden waren Ausflugsprogramme für uns organisiert worden. Der Direktor des Kulturzentrums in Sredets und ein anderer Herr, der ebenfalls Mitglied im Kulturverein ist und Leiter eines Behindertenheimes in einem Nachbarort, haben sich mit uns im Minibus auf den Weg gemacht, den Südosten Bulgariens zu erkunden: Das schöne Küstenstädtchen Sozopol, der Strandja-Nationalpark, der Strand an der Südküste in direkter Nachbarschaft zur Türkei und kleine orthodoxe Kirchen an heiligen Quellen waren nur einige Stationen auf unseren Trips.
Am letzten Freitagnachmittag haben wir noch mal mit allen Verantwortlichen einen Ausflug nach Nessebar unternommen. Dieses Städtchen gilt neben Sozopol als schönstes Reiseziel an der bulgarischen Schwarzmeerküste .
Ciaobye
Die drei Wochen in Bulgarien waren wirklich etwas besonders, was letztendlich – glaube ich - am meisten an den Kindern lag. Die Kleinen, zwischen drei und sechs Jahre alt und über 60 an der Zahl, haben sich immer riesig gefreut, wenn wir am Morgen zur Arbeit gekommen sind oder einfach am Nachmittag vorbeigeschaut haben. Wir haben sie schon von weitem nach uns rufen hören. Unser Spitzname war „Ciaobye“, weil wir uns, als wir zum ersten Mal bei ihnen gewesen waren, mit „Ciao“ und mit „Bye“ verabschiedet hatten. Das war echt lustig, als uns dann immer „Ciaobye“ entgegen gerufen wurde. Es ist einfach unglaublich was so kleine Menschen in einem bewegen können. Jetzt in den Wochen danach vermisse ich sie noch am meisten.
Auch sonst hatten wir tolle soziale Kontakte mit Einheimischen, sei es mit den Betreuerinnen, mit unserem Kellner oder eben mit Georgi Jabov und seiner Familie. Wir konnten sogar etwas Bulgarisch lernen.
Großes Glück hatten wir auch mit unserem Georgi Ivanov, der ja zuvor ein Jahr in Deutschland beim IBO gearbeitet hatte und sehr gut Deutsch spricht. Er hat uns die bulgarische Lebensart noch näher gebracht und immer perfekt gedolmetscht. Ohne ihn wären wir oft hilflos gewesen. Vielen Dank!
Abschied und Dank
Das Beeindruckendste am ganzen Baulager war wohl der Abschied. Als wir am letzten Tag ins Kinderheim gingen, hatten wir keine Ahnung was uns erwarten würde. Da standen die Kleinen ganz schick angezogen nebeneinander aufgereiht. Die Betreuerinnen haben sich mit ganz lieben Worten bei uns, auch im Namen der Kinder, bedankt: für die Arbeit, die wir im Kinderheim geleistet haben und dass wir unsere freie Zeit mit den Kindern verbracht haben. Dann wurde uns ein Ständchen gesungen und die Kinder haben uns selber gebastelte Geschenke überreicht.
Anschließend waren wir mir Geschenke verteilen dran. Spielsachen und Kuscheltiere, die wir von Zuhause mitgebracht oder noch in Sredets besorgt hatten – damit jedes Kind eines bekommt - haben wir an die Kids verteilt. Das war wie an Weihnachten.
An diesem Tag war auch eine Reporterin vom örtlichen Radiosender da, die uns anschließend interviewte. Alle haben sich so herzlich bei uns bedankt. Die Verantwortlichen von FAR haben uns erklärt wie schwierig es ist, die Menschen in Bulgarien von freiwilliger Arbeit oder sozialem Engagement zu überzeugen. Sie stoßen auf viel Misstrauen und können nur wenige Leute für ein Projekt des Bauordens gewinnen. Sie sagten, wir hätten ihnen sehr geholfen, den Menschen in Bulgarien zu zeigen, was mit so einem Einsatz verbunden ist und welcher Gewinn diese Begegnungen für die Verständigung der Europäer darstellt.
Wir waren alle total überwältigt von so viel Dankbarkeit. Damit hatten wir wirklich nicht gerechnet. Was für Auswirkungen unser Aufenthalt haben würde! Es sind einige Tränen geflossen. Das war wirklich eines der beeindruckendsten Erlebnisse, die ich je hatte.
Der Dank kommt aber auch von unserer Seite. Neben allen Verantwortlichen und Organisatoren ist besonders auch Georgi Jabov zu danken. Wir hatten den Eindruck, dass er mit der Aufgabe sich um uns zu kümmern und für uns zu übersetzen, überrumpelt worden war. Wahrscheinlich deshalb, weil er einzige ist, der Englisch sprechen kann. Wir sind ihm für seine Mühen und seine Gastfreundschaft und die seiner Mutter sehr dankbar.
Ich habe wunderbare Erfahrungen und Begegnungen erlebt, die ich nie vergessen werde.
Und ich bin vor allem auch ihnen sehr dankbar, dass sie das ermöglicht haben.
Allgemein möchte ich ein großes Lob an den Internationalen Bauorden aussprechen. Dank Georgi, der uns viel von seinen Erfahrungen in Deutschland erzählt hat, habe ich jetzt einen besseren Einblick in die Arbeit des IBO und fühle mich mehr damit verbunden.
Herzlichen Dank für diese Chance!
Liebe Grüße und „Ciaobye“
Am 28.08 begann für mich eine Reise ins Ungewisse. Mit dem Flieger von Leipzig ging es zunächst nach Rijeka. Von dort fuhr ein Bus in Richtung Zagreb, der Stadt von der das Workcamp offiziell einen Tag später beginnen sollte. Am Sonntag morgen trafen wir Ben Clabbers und mit ihm die Teilnehmerinnen aus den Niederlanden. Es war eine gespannte und neugierige Atmosphäre. Alle von uns warteten mit Fragen auf. Dieses gegenseitige Interesse und die darauf gezeigte Offenheit setzte sich während der Zeit fort.
Im Bus von Zagreb nach Banja Luka hatten wir genug Zeit um uns kennen zu lernen. Die Fahrt war angenehm. Die Sonne schien umgeben von einem blauen Himmel in gewohnt schöner Art. Der Horizont war klar und alle fernen Dinge erschienen nicht verschwommen. Die Temperaturen der Vorwochen hatten sich glücklicherweise auf 30°C abgekühlt, sonst hätte wohl die Klimaanlage im Bus ihre Funktion nur teilweise erfüllt. Als wir nach 3 Stunden Fahrt ankamen wartete Soran schon auf uns. Ein älterer Mann mit Bart und freundlichem Lächeln. Zu siebend im Auto ging es nach bosnischer Manier in Richtung Caritas Banja Luka.
Die ersten Eindrücke hin zur Unterkunft waren überraschender Art. Kein Haus erzählte durch seine Fassade vom Krieg. Baukrähne und neue Häuser vermittelten eine Aufbruchsstimmung die ich so nicht erwartet hätte. Auch unsere Unterkunft war dem entsprechend gut. Zwei große Räume und deutsche Latexmatrazen (natürlich auch die guten alten Federkernmatrazen) sorgten für strahlende Gesichter.
Nach kurzer Rast räumten wir Bänke und Tische nach draußen und warteten auf die später kommenden Italiener. Typisch für die Menschen vom Stiefel kamen sie mit der lauen Abendluft zu uns herein geweht. Unserer Team war vollständig. 4 niederländische Mädchen, 2 Italienerinnen ein Italiener und wir zwei Deutschen bildeten eine multikulturelle Gruppe zwischen 47! und 21 Jahren. Nach kurzer Begrüßung fielen wir alle durch die lange Reise schnell ins Bett. Dies sollte sich aber in der darauf folgenden Zeit ändern. Vor allem in Banja Luka lud der Vorgarten und die zahlreichen Kneipen zum gemeinsamen Sitzen ein. Unsere Arbeitsqualität litt selbstverständlich darunter nicht. Wir halfen überall dort wo wir konnten. An sich waren unsere Aufgaben von Vielfalt geprägt.
Während der ersten Woche räumten wir 4 Gärten auf und strichen in weiteren 4 Häusern einige Zimmer. Meistens konnten die ansässigen älteren Menschen diese Sachen nicht selber erledigen und waren auf die Hilfe der Caritas angewiesen. In dem letzten Teil des Camps halfen wir bei einem Hausbau sowie in den Haushalten bedürftiger Menschen. Aus organisatorischen Gründen teilte sich unsere Gruppe je nach Bedarf auf. Gut war dabei die gegenseitige Rücksichtnahme. Letztendlich hatte jeder von uns meistens das gemacht wozu er Lust hatte.
Aber auch die Küchenarbeit war nicht zu verachten. Schließlich war das Essen von essenzieller Bedeutung. Mit Händen und Füßen verständigte ich mich mit Anna der Köchin über die vorhandenen Sprachbarrieren hinweg. Kreativität war dabei die wichtigste Tugend um zum Ziel zu kommen.
Zeit blieb dabei immer genug. Polako(Langsam) war das Wort der Stunde während der Arbeit. Alles wurde mit sehr viel Geduld, Ruhe und vielen Pausen abgearbeitet. Wirklich alles? Nicht ganz. Im Straßenverkehr egal zu welcher Zeit und in welcher Aufgabe hubte jeder einmal. Oft war der Grund nicht ersichtlich, aber wahrscheinlich sah der Fahrer hundert Meter weiter einen Bekannten den es zu grüßen galt. Dieses lebhafte Verhalten setzte sich in den Abendstunden fort. Die Straßen waren voll und von allen Seiten schall Gelächter und Stimmen herüber. Jedes Cafe in der Hauptfußgängerzone war von Menschen überfüllt und hatte bis in die späten Abendstunden offen. Es war echt gut. Wie auch die ganze Zeit. Deshalb einen herzlichen Dank an den Bauorden für die hervorragende Organisation.
Jung und Alt im italienischen Baucamp
Bericht eines älteren Freiwilligen
über einen
zweiwöchigen Arbeitseinsatz in der Nähe von Florenz.
Von
Dr. Dietmar Eisenhammer
Im August 2007 war ich als älterer Freiwilliger von fast 64 Jahren für 14 Tage in einem italienischen Baucamp in Vicchio, einem Dorf mit knapp 800 Einwohnern 25 km nordöstlich von Florenz. Landschaftlich reizvoll inmitten der Toskana gelegen.
Auf Vermittlung des Internationalen Bauordens (IBO), für Deutschland mit Sitz in Worms/Rheinland-Pfalz, waren 10 Teilnehmerinnen und Teilnehmer(8 weibliche sowie 2 männliche Jugendliche und Erwachsene) aus Belgien, Deutschland und Italien damit beschäftigt, ein seit fast 30 Jahren aufgelassenes landwirtschaftliches Anwesen mit zwei Gebäuden von Grund auf zu renovieren.
Der Verein „Le Case“ als Projektträger wird nämlich das bestehende Zentrum für Schulung und Forschung zu sozialer Verantwortung und nachhaltiger Entwicklung von einem anderen Ort nach Vicchio verlegen. Das Vorhaben wird von zwei Familien geleitet und soll auch Menschen Unterkunft bieten, die sich in einer schwierigen Lebenssituation befinden.
Mein Arbeitseinsatz im Baucamp war körperlich sehr anstrengend. Die Arbeit wurde vom Projekleiter in unterschiedlicher Weise auf die jeweiligen Personen als Gruppe oder auf Einzelne immer wieder wechselnd verteilt. Jung und Alt verrichteten so gemeinsam die gleiche Arbeit. Ich leistete vor allem Bau-,Umzugs-, Küchen- und Reinigungsdienste. So z.B. musste Bauschutt abtransportiert und an anderer Stelle verfüllt werden. Dann hob ich Abflussgräben für den Regen an den Strassenrändern aus.
Baumaterial musste von einem Ort zum anderen ein- und ausgeladen werden. Beim Transport von schweren Umzugsgütern legte ich Hand an. Ferner half ich beim Abbruch von Gebäuden mit. Säuberungsarbeiten in den unterschiedlichen Einrichtungen standen für mich auf der Tagesordnung.
Hinzu kam der Küchendienst beim Vorbereiten der Mahlzeiten mit anschliessenden Reinigungs- und Aufräumarbeiten.
Um die Verpflegung kümmerten sich weitgehend in hervorragender Weise die beiden italienischen Familien. Die Mahlzeiten waren sehr geschmackvoll zubereitet. Das Gemeinschaftsessen mit manchmal 30 Personen von Bekannten und Freunden einschliesslich ihrer Kinder war ein Erlebnis italienischer Kultur von ganz einmaliger Art. Ich fühlte mich immer eingebunden in eine grosse Familie. Hinzu kam die ausgezeichnete Atmosphäre mit den jugendlichen Teilnehmern des Baucamps.
Gruppenbild
Gesprochen wurde englisch, französisch, deutsch und italienisch. Die Gelegenheiten für mich, meine Italienisch-Kenntnisse wieder aufzufrischen, waren hervorragend. Durch dieses herrliche und positive Gemeinschaftserlebnis konnte ich die Strapazen der Arbeit sehr schnell vergessen. Ich bin froh und glücklich, dies alles erlebt zu haben.
Gearbeitet wurden täglich 7 – 8 Stunden. Das Wochenende und ein weiterer halber Tag waren arbeitsfrei und dienten der Erhohlung und Regenerierung. Ausflüge in die nähere Umgebung sowie von Florenz standen dabei mit auf dem Programm.
Für die Unterkunft war im aufgelassenen landwirtschaftlichen Anwesen gesorgt. Die Zimmer waren den Umständen entsprechend einfach eingerichtet. Als Gruppenunterkunft dienten zwei Räume. Ich hatte jedoch durch einen glücklichen Umstand mein eigenes Refugium. Die sanitären Einrichtungen entsprachen den Grundbedürfnissen. Dieses doch alles in allem
gewöhnungsbedürftige Wohn-Umfeld war für mich als „pflegeleichter Älter Freiwilliger“ überhaupt kein Problem.
Um an diesem italienischen Baucamp des Internationalen Bauordens teilnehmen zu können, sind 80,-- EURO Anmeldegebühr zu entrichten. Für die deutschen Teilnehmer wird von IBO-Deutschland eine Unfall- und Haftplichtversicherung abgeschlossen. Die Reisekosten sind selbst zu übernehmen. Der Internationale Bauorden gewährt jedoch nach Abschluss des Arbeitseinsatzes einen Reisekostenzuschuss in Höhe von 50,-- EURO.
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ernst.luedemann
Gesendet: Mittwoch, 5. September 2007 19:15
An: Bauorden
Betreff: Baulager in Dov'he und Drohobyc, Juli 2007
Lieber Herr Runck, lieber Herr Bachmann,
von einem längeren Ungarnurlaub zurückgekehrt, der sich gleich an unser Ukraineprojekt anschloss, möchte ich Ihnen ganz kurz meine Erfahrungen berichten.
Zunächst aber will ich Ihnen sehr herzlich im Namen unserer Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft für die hervorragende Partnerschaft und die großartigen Leistungen danken, die die Gruppe des Bauordens vollbracht hat! Die Einsatzfreude und den Teamgeist, die Professionalität, uneigennützige Hilfsbereitschaft und die nette Kameradschaft von allen zu erleben, war für mich etwas ganz besonderes.
Und unsere Arbeit hat auch bleibende Ergebnisse gezeitigt. In Nazaret bei Drohobyč waren neben dem Aufgebauten (das sich sehen lassen kann) der Impuls zur Selbsthilfe und die Einfügung des Projekts in die Arbeitstherapie für die Drogen- und Alkoholabhängigen besonders wertvoll. Einige von diesen, die anfangs wenig Einsatz zeigten, haben am Schluss regelrecht um die Wette mitgebaut. In den Karpaten, wo ich mithelfen konnte, sind ebenfalls diese beiden Aspekte Ausweise des Erfolges. Die tatsächlichen Bauleistungen haben für die Erholungsstätte der betreuten Kinder sehr viel gebracht, aber genauso wichtig war die Anteilnahme des Dorfes an unserem Vorhaben.
[...]
Auf das Erreichte schaue ich mit ungeteilter Freude zurück. Die Dankbarkeit unserer Partner fand u.a. ihren Ausdruck darin, dass der schon hochbetagte Diözesanbischof den beschwerlichen Aufstieg zu unserer Baustelle in Dov'he auf sich nahm - ein Fahrweg führt dort nicht hin, man muß den Fluss auf einer schwankenden Behelfsbrücke überqueren - und uns persönlich Dankesurkunden überreichte. Die Ihrigen werde ich demnächst mit Übersetzung an Sie abschicken.
[…]
Für heute herzliche Grüße
Ihr
Ernst Lüdemann
Der Dachstuhl in Nazaret
Das in Stand gesetzte Hauptgebäude in Dov'he
Der Bischof und Pater Ihor bei der Abschiedsfeier
"Dass die tatsächlich gekommen sind"
Von Nicole Kiesewetter (epd)
Greifswald/Worms (epd). "Einfach Wahnsinn, dass die tatsächlich gekommen sind!" Christian Uhlemann aus dem kleinen pommerschen Dorf Görmin bei Greifswald kann es noch immer nicht ganz glauben: Junge Leute aus verschiedenen Ländern Europas haben sich aufgemacht, um in dieser "nicht gottverlassenen, aber doch sehr ländlichen Gegend" bei der Renovierung der mittelalterlichen Feldsteinkirche zu helfen.
Im Frühjahr sei ihm die Idee gekommen, erinnert sich der 34-jährige gelernte Tischler, beim "Internationalen Bauorden" anzufragen, ob dringend nötige Baumaßnahmen an der Kirche nicht durch ein Projekt unterstützt werden könnten. "Denn Geld hat die Gemeinde dafür natürlich nicht", bedauert das engagierte Kirchenmitglied.
Yanji aus Japan und Laura aus Italien
Der Bauorden mit Sitz in Worms, das wusste Uhlemann, ist eine Vereinigung, die in ganz Europa Workcamps vor allem für junge Menschen zwischen 20 und 25 Jahren organisiert. In Deutschland sind es in diesem Jahr etwa 50 Einsätze. Die Hälfte davon entfällt auf die neuen Bundesländer, wo der Sanierungsbedarf nach wie vor besonders groß ist.
"Die Jugendlichen, die in den letzten Jahren vermehrt aus osteuropäischen Ländern kommen, arbeiten für zwei bis vier Wochen in Gruppen und erledigen leichte Reparaturen vornehmlich an diakonischen Einrichtungen oder Kirchen", erklärt Geschäftsführer Peter Runck. Und das alles kostenlos. Nur Kost und Logis wird ihnen gestellt. Gegründet wurde der Bauorden, der sich ausschließlich aus Spenden finanziert, im Jahr 1953, als der flämische Ordensmann Werenfried van Straaten Studenten motivieren wollte, in Deutschland Flüchtlingen und Vertriebenen beim Bau von Eigenheimen zu helfen.
Die Idee dahinter, erklärt Runck, sei ganz einfach: "Wir wollen im unmittelbaren Helfen Menschen solidarisch verbinden - über Grenzen, Hautfarben, Weltanschauungen und Ideologien hinweg." Und bei der Anfrage aus Görmin habe er nicht lange überlegen müssen. "Da steht das ganze Dorf hinter, das habe ich gleich gemerkt."
Die Teilnehmer des zweiten Baucamps kommen aus Italien, Polen, Österreich und Japan.
Und so sind noch bis Ende August rund 20 junge Menschen in Görmin dabei, Zementputze zu entfernen und bei der Sanierung der Gewölbedecke und einer Natursteinmauer zu helfen. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, ein Fachmann vor Ort leitet die Freiwilligen an.
Unter ihnen ist auch die 24-jährige Vera aus der Ukraine. "Ich möchte nette Menschen und neue Länder kennenlernen", begründet sie ihr Engagement. Görmin ist schon Veras zehntes derartiges Projekt. Zuletzt war sie in Brandenburg. "Worum es genau geht, ist egal - Hauptsache ich verbringe meine Zeit sinnvoll und liege nicht den ganzen Tag nutzlos in der Sonne."
Auch die 19-jährige Anja aus Polen wollte ehrenamtlich helfen und kam, wie die meisten, über das Internet zum Bauorden-Projekt in Görmin. Sie habe sich bewusst Deutschland ausgesucht, "weil ich nächstes Jahr hier studieren und vorher die Sprache besser lernen möchte". Zwar sei das Freizeitangebot auf dem pommerschen Dorf etwas eingeschränkt, doch die Kirchengemeinde bemühe sich sehr um das Wohlergehen ihrer internationalen Gäste. "Sogar einen Ausflug an die Ostsee haben die schon für uns organisiert", lobt Anja.
Die Landstraße in Görmin
"Natürlich möchten wir, dass sich die Leute wohl fühlen", sagt Christian Uhlemann und gibt zu, sich nach den ersten zwei Wochen schon ein wenig "wie ein Herbergsvater" zu fühlen. Doch es sei eine Chance für die Kirche und die Gemeinde, "dass die alle hier zu uns gekommen sind - hierher, nach Vorpommern, wo alle weggehen und keiner hin will". Da müsse man ein paar schlaflose Nächte schon in Kauf nehmen.