Dienstag, 17. Februar 2009

Baustein für Europa

Vier junge Osteuropäer helfen in Zagelsdorf

Zagelsdorf Auf der Baustelle des Christlichen Missionswerkes „Josua“ in Zagelsdorf wird für zwei Wochen neben Deutsch auch Russisch und Englisch gesprochen. Vier junge Leute aus Osteuropa unterstützen als Freiwillige den Ausbau eines alten Bauerngehöftes zu einem therapeutischen Nachsorgehaus.

Auf dem Gelände der ehemaligen Zagelsdorfer Gärtnerei betreibt der christliche Verein „Josua“ eine Therapiestätte für alkoholkranke Männer. „Nicht jeder traut sich nach dem Jahr, das er bei uns verbringt, schon ein eigenständiges Leben zu“, sagt Einrichtungsleiter Gerd Schubert. Deshalb sei die Idee eines Nachsorgehauses entstanden. Der Verein kaufte ein altes Bauernhaus im Dorf. Fünf Appartements mit Kochecke und Bad seien dort vorgesehen, erklärt Gerd Schubert.



Im Hof dreht sich der Mischer. Die jungen Männer karren Sand und Steine heran. Die Mädchen klopfen alten Putz von den Wänden. Levent Minalev (22) aus Bulgarien erzählt, er kenne die Arbeit auf dem Bau von zu Hause. Andrej Achmetschin (22) und Maria Verizub (18) aus Russland sowie Naira Lezgiani (22) aus Georgien sind Studenten. Für sie sei die körperliche Anstrengung ungewohnt, sagt Naira. „Aber die Leute sind nett und die Atmosphäre ist schön, deshalb macht es mir trotzdem Spaß“, so die junge Georgierin.

Alle vier osteuropäischen Freiwilligen kamen über ein Projekt des Internationalen Bauordens nach Zagelsdorf. Drei von ihnen verbringen ein ganzes Jahr in Deutschland, engagieren sich bei unterschiedlichen sozialen Vorhaben. Sie seien seit dem vergangenen August im Land, erzählt Levent. Er habe seither schon auf Fehmarn, in Potsdam und in Würzburg gearbeitet, berichtet der Bulgare. „Ich will helfen und zugleich neue Erfahrungen sammeln“, begründet er, warum er sich für das Projekt des Internationalen Bauordens bewarb. Andrej ergänzt, er wolle die Zeit nutzen, um Deutsch zu lernen. Maria erklärt, nach der geistigen Anstrengung beim Studium sei es ein willkommener Ausgleich, etwas mit den Händen zu schaffen. Sie wird als einzige insgesamt nur vier Wochen in Deutschland bleiben. „Danach beginnt für mich das nächste Semester. Schade, dass die Zeit so kurz ist“, sagt sie.

In Zagelsdorf gefalle es ihnen, berichten die Vier. „Das Haus Josua, in dem wir wohnen, ist sehr schön“, sagt Naira. Von der Jungen Gemeinde seien sie nach ihrer Ankunft zu einem Kennenlern-Abend eingeladen worden. „Wir haben Spiele gemacht und uns unterhalten. Auf Russisch, Englisch und mit Händen und Füßen. Es war lustig“, erzählt Maria. Gerd Schubert freut sich indes über die tatkräftige Hilfe der Freiwilligen. „Sie machen ihre Sache gut“, lobt er die jungen Leute.


Kommentiert

Junge Leute tauschen auf Zeit den Hörsaal gegen die Baustelle. Aus freien Stücken nehmen sie es auf sich, in einem fremden Land unentgeltlich ungewohnt hart zu schuften. Gutes zu tun, nennen die jungen Osteuropäer, die sich im Baucamp beim Verein Josua in Zagelsdorf engagieren, als ein Motiv.

Wenn auch nicht in klingender Münze, machen sie mit ihrem Einsatz dennoch Gewinn. Bei solcherart Begegnungen lässt sich mehr über das Leben, den Alltag, über die Freuden und Sorgen in anderen europäischen Ländern erfahren, als jedes Lehrbuch es vermitteln könnte. Verbindendes wird deutlich, und wohl so manches Vorurteil abgebaut. Auf diese Weise werden Bauprojekte Freiwilliger selbst zum kleinen Baustein für das Zusammenwachsen in einem gemeinsamen Haus Europa.

Lausitzer Rundschau, 12.02.2009 von Carmen Berg


Dienstag, 10. Februar 2009

Von Turnübungen und Überfütterung

„Was machen acht erwachsene junge Menschen in dieser äußerst seltsamen Pose?“ wird sich wohl so mancher beim Anblick dieses Bildes fragen.



Es handelt sich hier weder um ein Baulager, noch um einen Akrobatikkurs. Dies ist eine Übung, die wir während des On-arrival-trainings vom 28.01.-01.02.2009 für Freiwillige in Bulgarien gemacht haben. Teilgenommen haben acht Freiwillige, die sechs bis zwölf Monate in verschiedenen Projekten und Vereinen in verschiedenen Städten in Bulgarien arbeiten. Dabei waren zwei Deutsche, eine Estin, ein Franzose, drei Italiener und ein Tscheche.

Zusammen haben wir fünf Tage lang im Hotel „Famous House“ im Zentrum von Plovdiv, der zweitgrößten Stadt Bulgariens, gewohnt und gearbeitet. Jeden Tag gab es vier große Arbeitseinheiten, in denen über Freiwilligendienste allgemein, EVS im Besonderen, Rechte und Pflichten, Organisatorisches wie Versicherung und Probleme und ihre Lösungen gesprochen haben. Es gab hitzige Diskussionen, abwechslungsreiche Spiele und zwischendrin viel zu viel zu Essen…


Eine Arbeitsgruppe während des Seminars

Plovdiv ist die zweitgrößte Stadt Bulgariens und ist eine der ältesten Städte Europas. So gibt es heute noch eine wunderschöne Altstadt mit einem römischen Amphitheater. Von einem Hügel der Altstadt hat man eine weite Aussicht auf die gesamte Stadt und die umliegenden Hügel. Am Samstagnachmittag haben wir einen Ausflug zum Kloster von Bachkovo gemacht. Dieses Kloster ist eines der ältesten und größten ostorthodoxen Klöster in Europa. Es liegt malerisch in den Bergen, etwa eine halbe Stunde von Plovdiv entfernt.


Das römische Theater


Die Altstadt in Plovdiv

Falls ihr jetzt Lust auf Bulgarien bekommen habt - im Sommer wird es zwei Baucamps in der Nähe von Burgas geben…

Dienstag, 3. Februar 2009

Baustaub und Badestrand

IBO-Mitarbeiter Michael Schnatz war in der letzten Woche auf der Krim, um neue Projekte für das Jahr 2009 zu besuchen. Im Sommer 2008 nahm eine Gruppe von Schülern und Lehrern eines Baulyceums in Simferopol an Baucamps in Deutschland teil. Daraus entstand die Idee, diese Zusammenarbeit fortzuführen und um Projekte auf der Krim zu ergänzen.

Neben Treffen mit dem Bürgermeister von Simferopol, Genadij Babenko, und dem stellvertretenden Bildungsminister der autonomen Krimrepublik, Nikolaj Veselov, wurden künftige Projekte besucht. Geplant wird ein Baucamp in der Schule Nr. 21, die sich in einem armen Stadtteil befindet. Hier soll ein schöner, neuer Spielplatz mit bunten Farben den Kleinen ein bisschen Freude bereiten und Abwechslung in den grauen Schulalltag bringen. An der Schule werden Kinder und Jugendliche von der ersten bis zur zehnten Klasse unterrichtet.

Hier soll ein neuer Spielplatz entstehen


„Ein Baucamp hier bei uns?“

Das zweite Projekt ist ein Haus, in dem alte und behinderte Menschen leben – angefangen mit jungen pflegebedürftigen Menschen bis hin zu Veteranen des Großen Vaterländischen Krieges. Hier soll mit Farbe und Veränderungen in den Außenanlagen eine neue Atmosphäre geschaffen werden. Die IBO-Freiwilligen können ihrer Kreativität freien Lauf lassen.

Gelände um das Alten- und Pflegeheim

Es gab auch noch Besuche in Jalta und Feodossija, wo auch Baucamps durchgeführt werden können.

Jalta: Strand, Schwarzes Meer und Berge

Die Krim bietet alles, was man für einen perfekten Baucampeinsatz braucht: soziale Projekte, die Hilfe benötigen, nette Menschen und – nicht zu vergessen – wunderschöne Badestrände, an denen man seinen Feierabend genießen kann. An den Arbeiten werden sich auch Schüler und Lehrer des Baulyceums beteiligen, sie helfen ohnehin in ihren Ferien oft mit. Gastfreundschaft wird in der Ukraine besonders groß geschrieben und so werden neben den Baucamps an den Wochenenden verschiedene Besichtigungen und Treffen mit Menschen aus der Region stattfinden.

Projektträger ist das Simferopoler Baulyceum, das die Freiwilligen im eigenen Wohnheim unterbringen wird und die Koordination vor Ort übernimmt.

Für Fragen wendet euch bitte an Michael Schnatz (schnatz[at]bauorden.de)