Zagelsdorf Auf der Baustelle des Christlichen Missionswerkes „Josua“ in Zagelsdorf wird für zwei Wochen neben Deutsch auch Russisch und Englisch gesprochen. Vier junge Leute aus Osteuropa unterstützen als Freiwillige den Ausbau eines alten Bauerngehöftes zu einem therapeutischen Nachsorgehaus.
Auf dem Gelände der ehemaligen Zagelsdorfer Gärtnerei betreibt der christliche Verein „Josua“ eine Therapiestätte für alkoholkranke Männer. „Nicht jeder traut sich nach dem Jahr, das er bei uns verbringt, schon ein eigenständiges Leben zu“, sagt Einrichtungsleiter Gerd Schubert. Deshalb sei die Idee eines Nachsorgehauses entstanden. Der Verein kaufte ein altes Bauernhaus im Dorf. Fünf Appartements mit Kochecke und Bad seien dort vorgesehen, erklärt Gerd Schubert.
Im Hof dreht sich der Mischer. Die jungen Männer karren Sand und Steine heran. Die Mädchen klopfen alten Putz von den Wänden. Levent Minalev (22) aus Bulgarien erzählt, er kenne die Arbeit auf dem Bau von zu Hause. Andrej Achmetschin (22) und Maria Verizub (18) aus Russland sowie Naira Lezgiani (22) aus Georgien sind Studenten. Für sie sei die körperliche Anstrengung ungewohnt, sagt Naira. „Aber die Leute sind nett und die Atmosphäre ist schön, deshalb macht es mir trotzdem Spaß“, so die junge Georgierin.
Alle vier osteuropäischen Freiwilligen kamen über ein Projekt des Internationalen Bauordens nach Zagelsdorf. Drei von ihnen verbringen ein ganzes Jahr in Deutschland, engagieren sich bei unterschiedlichen sozialen Vorhaben. Sie seien seit dem vergangenen August im Land, erzählt Levent. Er habe seither schon auf Fehmarn, in Potsdam und in Würzburg gearbeitet, berichtet der Bulgare. „Ich will helfen und zugleich neue Erfahrungen sammeln“, begründet er, warum er sich für das Projekt des Internationalen Bauordens bewarb. Andrej ergänzt, er wolle die Zeit nutzen, um Deutsch zu lernen. Maria erklärt, nach der geistigen Anstrengung beim Studium sei es ein willkommener Ausgleich, etwas mit den Händen zu schaffen. Sie wird als einzige insgesamt nur vier Wochen in Deutschland bleiben. „Danach beginnt für mich das nächste Semester. Schade, dass die Zeit so kurz ist“, sagt sie.
In Zagelsdorf gefalle es ihnen, berichten die Vier. „Das Haus Josua, in dem wir wohnen, ist sehr schön“, sagt Naira. Von der Jungen Gemeinde seien sie nach ihrer Ankunft zu einem Kennenlern-Abend eingeladen worden. „Wir haben Spiele gemacht und uns unterhalten. Auf Russisch, Englisch und mit Händen und Füßen. Es war lustig“, erzählt Maria. Gerd Schubert freut sich indes über die tatkräftige Hilfe der Freiwilligen. „Sie machen ihre Sache gut“, lobt er die jungen Leute.
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Junge Leute tauschen auf Zeit den Hörsaal gegen die Baustelle. Aus freien Stücken nehmen sie es auf sich, in einem fremden Land unentgeltlich ungewohnt hart zu schuften. Gutes zu tun, nennen die jungen Osteuropäer, die sich im Baucamp beim Verein Josua in Zagelsdorf engagieren, als ein Motiv.
Wenn auch nicht in klingender Münze, machen sie mit ihrem Einsatz dennoch Gewinn. Bei solcherart Begegnungen lässt sich mehr über das Leben, den Alltag, über die Freuden und Sorgen in anderen europäischen Ländern erfahren, als jedes Lehrbuch es vermitteln könnte. Verbindendes wird deutlich, und wohl so manches Vorurteil abgebaut. Auf diese Weise werden Bauprojekte Freiwilliger selbst zum kleinen Baustein für das Zusammenwachsen in einem gemeinsamen Haus Europa.
Lausitzer Rundschau, 12.02.2009 von Carmen Berg
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