Freitag, 14. September 2007

Bosnischer Sommer

Peter Müller berichtet von seinem Baucamp in Banja Luka:

Am 28.08 begann für mich eine Reise ins Ungewisse. Mit dem Flieger von Leipzig ging es zunächst nach Rijeka. Von dort fuhr ein Bus in Richtung Zagreb, der Stadt von der das Workcamp offiziell einen Tag später beginnen sollte. Am Sonntag morgen trafen wir Ben Clabbers und mit ihm die Teilnehmerinnen aus den Niederlanden. Es war eine gespannte und neugierige Atmosphäre. Alle von uns warteten mit Fragen auf. Dieses gegenseitige Interesse und die darauf gezeigte Offenheit setzte sich während der Zeit fort.


Im Bus von Zagreb nach Banja Luka hatten wir genug Zeit um uns kennen zu lernen. Die Fahrt war angenehm. Die Sonne schien umgeben von einem blauen Himmel in gewohnt schöner Art. Der Horizont war klar und alle fernen Dinge erschienen nicht verschwommen. Die Temperaturen der Vorwochen hatten sich glücklicherweise auf 30°C abgekühlt, sonst hätte wohl die Klimaanlage im Bus ihre Funktion nur teilweise erfüllt. Als wir nach 3 Stunden Fahrt ankamen wartete Soran schon auf uns. Ein älterer Mann mit Bart und freundlichem Lächeln. Zu siebend im Auto ging es nach bosnischer Manier in Richtung Caritas Banja Luka.


Die ersten Eindrücke hin zur Unterkunft waren überraschender Art. Kein Haus erzählte durch seine Fassade vom Krieg. Baukrähne und neue Häuser vermittelten eine Aufbruchsstimmung die ich so nicht erwartet hätte. Auch unsere Unterkunft war dem entsprechend gut. Zwei große Räume und deutsche Latexmatrazen (natürlich auch die guten alten Federkernmatrazen) sorgten für strahlende Gesichter.



Nach kurzer Rast räumten wir Bänke und Tische nach draußen und warteten auf die später kommenden Italiener. Typisch für die Menschen vom Stiefel kamen sie mit der lauen Abendluft zu uns herein geweht. Unserer Team war vollständig. 4 niederländische Mädchen, 2 Italienerinnen ein Italiener und wir zwei Deutschen bildeten eine multikulturelle Gruppe zwischen 47! und 21 Jahren. Nach kurzer Begrüßung fielen wir alle durch die lange Reise schnell ins Bett. Dies sollte sich aber in der darauf folgenden Zeit ändern. Vor allem in Banja Luka lud der Vorgarten und die zahlreichen Kneipen zum gemeinsamen Sitzen ein. Unsere Arbeitsqualität litt selbstverständlich darunter nicht. Wir halfen überall dort wo wir konnten. An sich waren unsere Aufgaben von Vielfalt geprägt.


Während der ersten Woche räumten wir 4 Gärten auf und strichen in weiteren 4 Häusern einige Zimmer. Meistens konnten die ansässigen älteren Menschen diese Sachen nicht selber erledigen und waren auf die Hilfe der Caritas angewiesen. In dem letzten Teil des Camps halfen wir bei einem Hausbau sowie in den Haushalten bedürftiger Menschen. Aus organisatorischen Gründen teilte sich unsere Gruppe je nach Bedarf auf. Gut war dabei die gegenseitige Rücksichtnahme. Letztendlich hatte jeder von uns meistens das gemacht wozu er Lust hatte.


Aber auch die Küchenarbeit war nicht zu verachten. Schließlich war das Essen von essenzieller Bedeutung. Mit Händen und Füßen verständigte ich mich mit Anna der Köchin über die vorhandenen Sprachbarrieren hinweg. Kreativität war dabei die wichtigste Tugend um zum Ziel zu kommen.


Zeit blieb dabei immer genug. Polako(Langsam) war das Wort der Stunde während der Arbeit. Alles wurde mit sehr viel Geduld, Ruhe und vielen Pausen abgearbeitet. Wirklich alles? Nicht ganz. Im Straßenverkehr egal zu welcher Zeit und in welcher Aufgabe hubte jeder einmal. Oft war der Grund nicht ersichtlich, aber wahrscheinlich sah der Fahrer hundert Meter weiter einen Bekannten den es zu grüßen galt. Dieses lebhafte Verhalten setzte sich in den Abendstunden fort. Die Straßen waren voll und von allen Seiten schall Gelächter und Stimmen herüber. Jedes Cafe in der Hauptfußgängerzone war von Menschen überfüllt und hatte bis in die späten Abendstunden offen. Es war echt gut. Wie auch die ganze Zeit. Deshalb einen herzlichen Dank an den Bauorden für die hervorragende Organisation.



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