Montag, 12. Oktober 2009

Aus Barackensiedlung entsteht Grünanlegersiedlung

Bauorden saniert Sozialwohnungen in Grünangersiedlung.

Es war ein gewaltiger öffentlicher Sinneswandel, der aus der Barackensiedlung am Grünanger die Holzhaus-Siedlung machte. Vor wenigen Jahren noch wollte man die Häuser schleifen und durch eine mächtige Wohnsiedlung ersetzen. Heute weiß man um den Wert, den die Siedlung für die rund 120 sozial schwachen Menschen hat. Und dieser Wert wird gepflegt - und nötigenfalls saniert. So wie jetzt ein 47 Quadratmeter kleines Haus, das vom Bauorden von Grund auf renoviert wird.

Gute Isolation macht aus der Baracke ein Holzhaus.

"Eigentlich ist es eine Abbruchhütte", lacht Wilfried Stummer vom Bauorden, "aber nach der Renovierung hält es sicher wieder 20 Jahre." Sieben Freiwillige aus ganz Europa, großteils Studenten, sind über den Bauorden - der Verein hilft Sozialprojekten durch unentgeltlichen Baueinsatz - nach Graz gekommen, um kräftig in die Hände zu spucken. Eine Sanitärzelle wird eingebaut, Wand- und Deckenverkleidung komplett erneuert, Bodenbeläge neu verlegt und, und, und. "Dabei kommen wir mit rund 10.000 Euro aus", so Stummer.

Der Innenausbau komplettiert die Renovierung.

Für Wohnungsstadträtin Elke Kahr, die die Materialkosten zahlt, ein enorm wichtiges Projekt: "Die Menschen hier wissen es zu schätzen. Sie gehen nach der Sanierung ganz anders mit der Wohnung um - und auch mit sich selbst. Sie werden wieder aktiver und bekommen neuen inneren Antrieb."

Das IBO-Team bei wohlverdienter Pause.

von Gerald Winter, aus: Kleine Zeitung, Graz, 19. August 2009
Fotos (3): Cora Fee Götzmann

Freitag, 9. Oktober 2009

Projekt "Grenzüberschreitender Park Prespa" in Albanien

An einem Baucamp in Gorica (Albanien) hat Susann Thiele, Mitarbeiterin in der Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH, vom 30. August bis 13. September 2009 teilgenommen. Sie erfuhr davon durch eine Broschüre, die dem EUROPE DIRECT- Informationszentrum Erzgebirge zugegangen war. „Da ich sehr offen für neue Dinge bin, habe ich mit Interesse darin gelesen. Als ich dann noch sah, dass ein solches Camp auch in Albanien stattfindet, habe ich nicht lange überlegt. Ich habe gleich per E-Mail beim Bauorden angefragt und etwa eine Woche später hatte ich den Teilnahmeplatz, worüber ich mich natürlich riesig gefreut habe.“


Das Projekt „Grenzüberschreitender Park Prespa“ liegt an der Grenze zwischen Mazedonien, Griechenland und Albanien; eine Region, die über Jahrzehnte unter Konflikten litt, die aber gleichzeitig über eine unschätzbare Landschaft und kulturelles Erbe verfügt. Ziel des Projektes ist, eine nachhaltige Entwicklung in den Nationalparks entlang der Grenze unter Beachtung des Umweltschutzes und eines nachhaltigen Tourismus zu fördern. In dem 2 Wochen dauernden Aufenthalt wurde an die Arbeiten der ersten Gruppe (16.-29.08.2009) angeknüpft. Ziel war die Errichtung eines Besucherzentrums für Touristen und Einheimische. Da das dafür vorgesehene Haus lange nicht benutzt und deshalb in einem schlechten Zustand vorgefunden wurde, mussten viele grundlegende Bauarbeiten durchgeführt werden, wobei Sanierungsarbeiten und Malerarbeiten vorrangig waren. Hinzu kamen Gartenarbeit, das Reinigen und Einräumen der Zimmer sowie die Einrichtung eines Ausstellungsraumes mit alten Handwerks- und Alltagsgegenständen. Ergänzt wurde dieser durch Schaubilder von Pflanzen des Nationalparks sowie einheimische, selbst hergestellte Produkte. Das Haus bietet nun ebenfalls Möglichkeiten für Veranstaltungen, Treffen und auch Betten für Übernachtungen stehen zur Verfügung.

Gearbeitet wurde etwa 8 Stunden täglich, mal mehr, mal weniger, je nachdem, wie dringlich Arbeiten verrichtet werden mussten und welches Material zur Verfügung stand. Die Gruppe bestand aus 7 Personen (leider hat ein Teilnehmer krankheitsbedingt kurzfristig absagen müssen) im Alter von 18-28 Jahren, davon waren 2 aus Deutschland und 5 aus Belgien. Als Arbeitssprache wurde Englisch gewählt, was für alle Teilnehmer unproblematisch war. Der gegenseitige Austausch zur deutschen und flämischen Sprache war jedoch unumgänglich und für alle sehr aufschlussreich. Die Kommunikation innerhalb der Gruppe war sehr ungezwungen und gemeinsame Themen wie Filme, Musik und Reisen wurden schnell gefunden.


Die Unterbringung der Teilnehmer erfolgte in Gastfamilien, so dass jede/r in einer anderen Familie wohnte. Das tägliche Abendessen wurde von allen zusammen bei den jeweiligen Gasteltern eines Teilnehmers eingenommen, so dass am Ende der zwei Wochen jeder Teilnehmer die Gasteltern der gesamten Gruppe kannte und umgekehrt auch die Gasteltern jeden Teilnehmer kennen lernen konnten. Dadurch gewann man einen guten Einblick in das alltägliche Leben, Wohnen und das persönliche Umfeld der Bevölkerung vor Ort.

„Ich würde auf alle Fälle wieder an einem Baucamp teilnehmen. Nicht gleich in den nächsten 3 Monaten, aber im nächsten Sommer eventuell. Wenn es ein interessantes Projekt gibt – und da bin ich mir sicher - werde ich mich mit Sicherheit wieder bewerben. Ich kann das nur jedem empfehlen, der sich gern einmal sozial engagieren möchte und dabei auch praktisch etwas tun will. Man arbeitet in einer jungen weltoffenen Gruppe zusammen und lernt sowohl Land als auch Menschen, die Küche sowie Tradition und Kultur des Landes kennen – eine gelungene Mischung.“


Susann Thieles Verbundenheit zu Albanien kommt nicht von irgendwoher: bereits drei Mal hat sie das Land besucht. Im Oktober 2004 und im April 2005 war sie jeweils für 10 Tage auf Exkursion in Nord- und Südalbanien, zusammen mit Studenten und Dozenten der Universität Bamberg. „Aufgrund der vielen spannenden Eindrücke und tollen Erfahrungen dort habe ich dann ein halbes Jahr später beschlossen, meine Diplomarbeit einem Thema zu Albanien zu widmen. Und bereits im Frühjahr 2006 habe ich dann 3 Monate in Tirana gelebt – eine Zeit, die ich niemals vergessen werde. Auch wenn vieles anders läuft und nicht ganz so strukturiert und organisiert ist wie in Deutschland, bin ich dennoch zufrieden zurück nach Deutschland geflogen und habe dort meine Abschlussarbeit zu Ende geschrieben.“

aus: Newsletter, Europe direct Erzgebirge
Fotos (3): Susann Thiele

Donnerstag, 8. Oktober 2009

Helfer aus drei Kontinenten

Brenkhausen . Seit 15 Jahren wird das alte Klostergebäude in Brenkhausen renoviert. In den letzten zwei Wochen durfte sich Bischof Anba Damian über internationale, tatkräftige und ehrenamtliche Unterstützung freuen. Freiwillige aus drei Kontinente waren im koptisch-orthodoxen Männerkloster zu Gast, um die Ruine auf Vordermann zu bringen.
Organisiert wurde die Hilfe durch den Internationalen Bauorden, über den sich die potenziellen Helfer für ein Projekt anmelden können. In der Regel nehmen an diesen Arbeiten Studenten teil, aber in Brenkhausen hat sogar eine Rentnerin eifrig mitgeholfen. Svetla Kaniss, die in Würzburg lebt und pensionierte Architektur-Technikerin ist, hatte sich zum ersten Mal für die unentgeltliche Arbeit angemeldet. "Für mich ist das eine ganz neue Erfahrung. Ich bin völlig begeistert", erzählte die Würzburgerin. "In so einer Ruine habe ich noch nie gearbeitet" sagte die gebürtige Bulgarin, für die auch die Arbeitsmaterialien neu waren.

In Höxter ließ sich Lehmbauweise lernen.

Das Kloster wird ganz in ägyptischer Tradition mit Lehm verputzt. "Das Wasser für den Lehmmischung wurde extra aus dem anliegenden Bach geholt", erzählt Bischof Anba Damian, der sich begeistert über die Einsatzfreude der fleißigen Helfer zeigte.
Koordiniert wurden die Arbeiten von der Höxteraner Firma Robrecht. "Die haben uns immer neue Aufgaben erteilt, die wir dann aber selbständig ausgeführt haben", erzählt Steffen Klemer, der in Göttingen Physik studiert.

Arbeit gab es in vielen Gewerken.

Auch die anderen Studenten haben nichts direkt mit der Baubranche zu tun. Für Ekatarina Kuzmina und Olga Tsygankova aus Russland dient der Arbeitseinsatz in Deutschland auch als Sprachreise.Beide studieren in ihrer Heimat Deutsch auf Lehramt.
Auch die Heimat der Kopten war in Brenkhausen vertreten. Eine Gruppe von jungen Männern aus Ägypten war auch täglich acht Stunden im Einsatz und sorgte zudem für das Essen am Mittag.

Gruppenbild mit Bischof Damian.

40 Wochenstunden schufteten die Helfer von Montag bis Freitag. Am Wochenende hatten sie frei und erfreuten sich an den Gastgeberqualitäten des Bischofs.
"Wir durften sogar mit auf eine koptische Hochzeit in Hannover", erzählte Steffen Klemer.

von Thorsten Wegner

aus: Neue Westfälische, Höxter Kreiszeitung, 29. September 2009
Fotos (3): kna