Freitag, 5. September 2008

Bauen in Berlin

Mit dem Internationalen Bauorden ins Zentrum der Hauptstadt


Im August zog es elf Schüler und Studenten nach Berlin. Ihr Ziel: die Bergmannstraße im Zentrum von Kreuzberg. Dort befindet sich das integrative Kinder- und Jugendcafé breakout. Hier galt es das Café und die dazugehörigen Räumlichkeiten zu renovieren.

Das Projekt breakout lebt stark vom Engagement Ehrenamtlicher; es ist aus einer Initiative junger Christen entstanden. Zusätzlich zum Jugendangebot findet ein Programm für jüngere Kinder aus Migrantenfamilien statt. Neben regelmäßiger Hausarbeitenhilfe und Freizeitangeboten werden auch PC-Workshops, Internet-Nutzung und soziale Beratung angeboten. Etwa 40-50 Kinder und Teenager besuchen den Treffpunkt.


Elf Schüler und Studenten aus Polen, Deutschland, den Niederlanden, Italien und Belgien opferten zwei Wochen ihrer Ferien, um sich hier sozial zu engagieren. Mit viel Einsatz haben sie die Caféräume des breakout renoviert. Die Arbeit war vielfältig und reichte von Spachteln und Malerarbeiten, Holz- und Elektroarbeiten bis zum kreativen Mitgestalten des Cafés.


Denn die Räume wurden nicht nur renoviert, sondern es wurde auch die Theke komplett umgebaut und die Sitzmöbel aufgearbeitet, dass sie wie neu aussahen. So war für alle Interessen und Fähigkeiten etwas dabei.


Und wenn es auch kleinere Missgeschicke gab....


...so konnte sich das Ergebnis doch sehen lassen und die ganze Gruppe hatte viel Spaß.

Starke Frauen in der Manege

Sieben Freiwillige des Bauordens hämmern, sägen und schrauben zurzeit beim Circus Schnick-Schnack.In zwei Wochen bauen sie einen Trainingsboden und richten zwei Zirkuswagen her.


"Die Mädels können gut anpacken - die zeigen den Männern teilweise noch, wo's langgeht." Gudrun Pflüger vom Circus Schnick-Schnack ist beeindruckt. Sieben junge Frauen, fünf Belgierinnen und zwei Deutsche, sind als Freiwillige des Bauordens an der Roonstraße im Einsatz.

Kichernd huschen drei Mädels aus dem Zirkuszelt. Auf dem Rückweg haben sie einen langen Balken geschultert. Die erste Aufgabe der internationalen Handwerkerinnen-Truppe: Sie verlegen einen Boden, auf dem die Artisten trainieren können. Später werden sie noch zwei Zirkus-Wagen entkernen und herrichten.

Hammer, Akkuschrauber, Bohrmaschine und Säge: Routiniert gehen die Mädels ans Werk. Material und Werkzeug haben die Herner Sparda-Bank und die Hess Company gesponsort.

Gegründet wurde der Bauorden 1953 von einem flämischen Ordensmann. Er forderte Studenten auf, in Deutschland Flüchtlingen und Vertriebenen beim Bau von Eigenheimen zu helfen. Heute sind Jugendliche aus allen Ländern für den Orden weltweit im Einsatz, um ehrenamtlich an sozialen Projekten mitzuarbeiten.

Cora Fee Götzmann (20) kommt aus Karlsruhe. Für die Architekturstudentin ist Herne die zweite Station beim Bauorden. Zuvor hat sie einige Wochen in Halle/Saale und Leipzig gearbeitet. "Es ist normal, dass nur zwei Deutsche pro Programm mit dabei sind." Alexandra (18) aus Leeuwen, Belgien, hat vor ihrem Einsatz in Herne in Rumänien ein Haus renoviert. Am vergangenen Montag hat der Einsatz begonnen. "Im Moment sind wir noch dabei zu suchen, was wir tun sollen", erzählt sie. Unterstützt werden die jungen Frauen von Herner Ein-Euro-Kräften. "Abends wird es immer lustig, dann kommen die Leute zum Training, da ist immer etwas los", sagt Alexandra. Dann können die Mädels nach der Arbeit auch Zirkusluft schnuppern.

WAZ, Herne, 02.09.2008, von Nina Estermann
http://www.derwesten.de/nachrichten/nachrichten/staedte/herne/2008/9/2/news-73803300/detail.html

Donnerstag, 4. September 2008

NEHEMIAHOF: Der etwas andere Urlaub

Menschen aus ganz Europa arbeiten mit dem Internationalen Bauorden in Wietstock



WIESTSTOCK - Zu einem zweiwöchigen Baulager sind junge Erwachsene aus ganz Europa auf dem Wietstocker Nehemiahof. Träger des Projektes ist der Internationale Bauorden, er wirbt seit 1953 über gemeinsame Arbeit für Völkerverständigung. Damals rief der flämische Ordensmann Werenfried van Straaten Studenten auf, für deutsche Flüchtlinge und Vertriebene Eigenheime zu bauen. Heute unterstützt der Orden sozial Benachteiligte und finanziell Schwache.

In Wietstock sammelte man in den vergangenen Jahren „nur positive Erfahrungen mit den Teilnehmern“, wie Hofchef Werner Zimmermann erklärt. Einige kämen inzwischen regelmäßig nach Wietstock wie die Ukrainerin Vera Polskaja. Sie kommt seit 2004. An den Bauorden war die 24-jährige über ihre Mutter gekommen, sie schätzt die Seriosität, „aber sowas kann in der Ukraine auch schon gefährlich werden.“ Inzwischen bezeichnet sie die Bewohner des Hofes als ihre Familie und ist sich sicher, „dass ich hier jederzeit willkommen bin.“


In diesem Jahr wird die alte Scheune verputzt und ein Vordach angebaut. Nicht nur Vera macht die Arbeit „total Spaß“. Für sie war der Urlaub mit dem Bauorden vor allem ein Ausgleich zum Jurastudium; „als geistig Tätige will man auch Mal etwas Handfestes“, sagt sie. Dazu kommt, dass die Reisekosten teils der spendenfinanzierte Orden trägt. „Man sieht sehr viel von der Welt und lernt die Menschen sehr viel besser als bei normalen Urlaubsreisen kennen“, erklärt Vera zu diesem Ordensurlaub.


Der ehemalige italienische Ministerpräsident und Bauordenteilnehmer Romano Prodi fasste es einmal so zusammen: „Die Wörter Schubkarre, Wasserwaage, Kelle und Pickel habe ich nie vergessen. Und es ist eigentlich, kaum zu glauben: In einem kleinen Dorf in Deutschland habe ich gelernt, was Versöhnung, Toleranz und Europa bedeuten. Dafür bin ich bis heute dankbar.“


Für Monika Urner aus Erlenbach in Unterfranken „ist das hier Entspannung, es ist ja auch was anderes, als den ganzen Tag in der Backstube zu stehen“, so die angehende Konditorin. Neben der täglichen Arbeit bleibt den Teilnehmern aber auch Freizeit. Und für die lockte Monika die Nähe Berlins an Wietstock. Doch sei man sich „bei allem immer bewusst, dass man etwas Gutes tut“, erklärt sie. (Von Mike Jentsch)


Märkische Allgemeine Zeitung, 28.08.2008
http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11294475/61939/Menschen_aus_ganz_Europa_arbeiten_mit_dem_Internationalen.html

Zwischen Wein und Pasta im Piemont

Die Verbindung von Baustelle und Dolce Vita

Vom 14. bis 26. Juli 2008 ging es für 9 junge Leute zwischen 17 und 26 Jahren nach Cortemilia in Italien. Doch wer jetzt an Strandurlaub oder einen Urlaub in einem Landhotel derToscana denkt liegt falsch - Ziel war das Ecomuseo dei terrazzamenti für den Schutz und Erhalt traditioneller Siedlungen in der Piemont-Region. Hier sollten fünf Belgier, drei Holländer und eine Deutsche unter italienischer Anleitung zwei Wochen lang acht Stunden täglich zusammen arbeiten - und das alles unentgeltlich in ihren Ferien.

Das Ecomuseo schützt traditionelle Siedlungen als Teil des kulturellen Erbes und der Geschichte der Region. Hier findet man noch Terrassenanlagen mit Steinmauern, die ganz ohne Mörtel zusammenhalten und Weinanbau mit einfachen Mitteln.

Es galt einen Weg freizulegen, die Weinpflanzen und andere Sträucher zu beschneiden , sowie beschädigte Mauern auszubessern und neue zu errichten.

Das hieß: passende Steine aussuchen...

...manchmal mit vereinten Kräften heranschleppen...

...aufschichten und einpassen.


Zur Belohnung für die anstrengende Arbeit gab es hausgemachte Pasta und Pizza. Und natürlich musste niemand in der brütenden Mittagshitze schuften - von 13 bis 15 Uhr gab es eine traditionelle italienische Siesta - schließlich soll auch die traditionelle Lebensart erhalten bleiben...

Mittwoch, 3. September 2008

Spitzhacke statt Strandbar

Junge Helfer schuften für einen guten Zweck

Statt am Strand zu liegen, arbeiten neun junge Menschen während der Urlaubszeit auf einer Baustelle - ehrenamtlich. In einem Dorf in Brandenburg wollen sie eine kühne Idee verwirklichen: eine neue Bleibe für Menschen in einer Lebenskrise bauen.


Im Einsatz für den Bauorden: Tatyana streicht eine Tür der alten Dorfschule.

Wände streichen bei 30 Grad im Schatten. Eine schweißtreibende Arbeit, die viel Durchhaltevermögen erfordert. Doch Evelien beklagt sich nicht. Die Ergotherapeutin aus den Niederlanden macht die Arbeit ganz freiwillig, während ihres Urlaub, und sie hat sogar Spaß dabei. "Hier habe ich Natur und nette Menschen um mich rum, bei schönem Wetter gehen wir auch nachmittags schwimmen", sagt sie und fügt hinzu, "und ich tue wirklich etwas für andere Menschen!"


Dorfschule in Lichtenow

In Lichtenow in Brandenburg sind insgesamt neun Freiwillige aus Deutschland, Russland, Polen und den Niederlanden angereist, um die alte Dorfschule samt Nebengebäuden umzubauen. Bei dem Projekt vom Verein "Vaterhaus Bienenwerder e.V." entstehen auf dem Grundstück nun kleine Wohnungen, Gemeinschaftsräume, eine Kapelle und Werkstätten. Hier sollen später einmal Menschen Unterschlupf finden, die in eine Lebenskrise geraten sind.

Umsonst ins Ausland

Die jungen Helfer kamen über den deutschen Bauorden nach Brandenburg. Der Verein ist Teil eines internationalen Netzwerks, das hilft, soziale Einrichtungen zu renovieren. Jährlich unterstützt der Orden knapp 200 Projekte. Wie hier in Lichtenow kommen junge Menschen aus ganz Europa zusammen, arbeiten und leben ein paar Wochen auf einem Baucamp.


Germanistikstudent Ildár

Für viele wie auch dem 18-jährigen Ildár aus Russland ist es eine willkommene Chance, andere Länder kennen zu lernen. Der Germanistikstudent, der zum ersten Mal in West-Europa ist, hätte sich ohne den Bauorden den Aufenthalt gar nicht leisten können. Dass er umsonst arbeitet, stört ihn deshalb nicht. "Wieso denn umsonst? Ich bekomme Essen und kann hier übernachten. Was braucht man mehr, um glücklich zu sein?"


Einsatz mit Erlebniswert

1953 gründete der holländische Priester Werenfried van Straaten den Bauorden. Er motivierte junge Menschen, beim Bau von Eigenheimen für Flüchtlinge und Vertriebene in Deutschland zu helfen. Seitdem haben mehr als 350.000 Menschen mitgeholfen. Zu den jungen Freiwilligen in der 55-jährigen Geschichte des Bauordens gehörte etwa Rupert Neudeck.



Die Sommerfrische lässt sich auch beim Mittagessen im Grünen genießen.

Für den späteren Gründer der Organisation "Komitee Cap Anamur-Deutsche Not-Ärzte e.V." war die Arbeit am Bau ein einschneidendes Erlebnis: "Bei meiner Mitarbeit in einer Flüchtlingssiedlung habe ich als junger Mann das eine gelernt: Jeder kann etwas tun gegen Not und Armut."

Sprache der Toleranz

Auch Romano Prodi, ehemaliger italienischer Ministerpräsident, erinnert sich gerne an seine Zeit beim Bauorden: "Die Wörter Schubkarre, Wasserwaage, Kelle und Pickel habe ich nie vergessen und es ist eigentlich kaum zu glauben, aber in einem kleinen Dorf in Deutschland habe ich gelernt, was Versöhnung, Toleranz und Europa bedeuten."

Eine Bereicherung in Sachen Spracherwerb ist das Baucamp allemal. In Lichtenow entwickeln Evelien und die drei jungen Frauen, mit denen sie ein Zimmer teilt, jeweils ihre eigene Methode: "Eine von uns schreibt alles auf, russische Wörter, englische, polnische Wörter und holländische Lieder. Und ich muss noch die Aussprache etwas üben, etwa 'Schnürsenkel'", sagt Evelien. Doch auch wenn man sich mit der neuen Sprache noch etwas schwertut, so kann doch jeder am Ende mit dem sicheren Gefühl nach Hause fahren, etwas Gutes getan zu haben.

von Olesja Marchukova

© ZDF 2008

Den Beitrag gibt es auch als Video in der ZDF Mediathek.