Donnerstag, 4. September 2008

NEHEMIAHOF: Der etwas andere Urlaub

Menschen aus ganz Europa arbeiten mit dem Internationalen Bauorden in Wietstock



WIESTSTOCK - Zu einem zweiwöchigen Baulager sind junge Erwachsene aus ganz Europa auf dem Wietstocker Nehemiahof. Träger des Projektes ist der Internationale Bauorden, er wirbt seit 1953 über gemeinsame Arbeit für Völkerverständigung. Damals rief der flämische Ordensmann Werenfried van Straaten Studenten auf, für deutsche Flüchtlinge und Vertriebene Eigenheime zu bauen. Heute unterstützt der Orden sozial Benachteiligte und finanziell Schwache.

In Wietstock sammelte man in den vergangenen Jahren „nur positive Erfahrungen mit den Teilnehmern“, wie Hofchef Werner Zimmermann erklärt. Einige kämen inzwischen regelmäßig nach Wietstock wie die Ukrainerin Vera Polskaja. Sie kommt seit 2004. An den Bauorden war die 24-jährige über ihre Mutter gekommen, sie schätzt die Seriosität, „aber sowas kann in der Ukraine auch schon gefährlich werden.“ Inzwischen bezeichnet sie die Bewohner des Hofes als ihre Familie und ist sich sicher, „dass ich hier jederzeit willkommen bin.“


In diesem Jahr wird die alte Scheune verputzt und ein Vordach angebaut. Nicht nur Vera macht die Arbeit „total Spaß“. Für sie war der Urlaub mit dem Bauorden vor allem ein Ausgleich zum Jurastudium; „als geistig Tätige will man auch Mal etwas Handfestes“, sagt sie. Dazu kommt, dass die Reisekosten teils der spendenfinanzierte Orden trägt. „Man sieht sehr viel von der Welt und lernt die Menschen sehr viel besser als bei normalen Urlaubsreisen kennen“, erklärt Vera zu diesem Ordensurlaub.


Der ehemalige italienische Ministerpräsident und Bauordenteilnehmer Romano Prodi fasste es einmal so zusammen: „Die Wörter Schubkarre, Wasserwaage, Kelle und Pickel habe ich nie vergessen. Und es ist eigentlich, kaum zu glauben: In einem kleinen Dorf in Deutschland habe ich gelernt, was Versöhnung, Toleranz und Europa bedeuten. Dafür bin ich bis heute dankbar.“


Für Monika Urner aus Erlenbach in Unterfranken „ist das hier Entspannung, es ist ja auch was anderes, als den ganzen Tag in der Backstube zu stehen“, so die angehende Konditorin. Neben der täglichen Arbeit bleibt den Teilnehmern aber auch Freizeit. Und für die lockte Monika die Nähe Berlins an Wietstock. Doch sei man sich „bei allem immer bewusst, dass man etwas Gutes tut“, erklärt sie. (Von Mike Jentsch)


Märkische Allgemeine Zeitung, 28.08.2008
http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11294475/61939/Menschen_aus_ganz_Europa_arbeiten_mit_dem_Internationalen.html

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