Dienstag, 4. August 2009
Als Senior im Baucamp unter dem Ätna
Und wieder stand für mich als „Älterer Freiwilliger“ mit 65 Jahren ein Arbeitseinsatz in einem Baucamp auf Vermittlung des Internationalen Bauordens(IBO) in meinem Jahresprogramm für 2009. Da Italien schon fast meine zweite Heimat ist, ging es erneut in dieses Land: und zwar für 12 Tage vom 14. Juli bis 26. Juli 2009 nach Biancavilla in der Nähe von Catania. Insgesamt habe ich jetzt seit 2005 schon fünf Freiwilligeneinsätze hinter mir.
Das Anwesen „Casa di Maria“ war in etwa 800 Meter Höhe mein Einsatzort und lag etwa 6 km ausserhalb von Biancavilla in malerischer Umgebung von Weinbergen, Obstbäumen und Olivenhainen direkt unter dem Ätna. Dieser mächtige Vulkan war für mich mein ständiger Wegbegleiter. Die Baucamp-Gruppe war im Vergleich zu anderen Einsätzen mit 6 Personen(4 männlich und 2 weiblich) aus Österreich(2), Italien(3) und Deutschland(1) klein und damit überschaubar. Das Durchschnittsalter belief sich auf rund 48 Jahre, wobei der älteste Teilnehmer 68 Jahre alt war. Es war also fast ein „Senioren-Baucamp“. Doch wurden wir von den beiden Söhnen des Baucamp-Leiters Sergio und seinen drei Freunden mit unterstützt, die durch ihre ungezwungene und lockere Jugendlichkeit etwas Frische und Lebendigkeit in die Gruppe brachten. Das hat gut getan!
Sergio hat mit seiner Frau Carmela in den vergangenen Jahren aus einem alten Komplex das hervorragend renovierte Anwesen „Casa di Maria“ fertiggestellt. Es besteht aus einem Wohntrakt, einer modern eingerichteten Küche, einem grossen Speisesaal mit Galerie und drei behindertengerecht ausgebauten Appartements mit jeweils eigener Dusche und WC. Meine Unterkunft zusammen mit anderen drei Freiwilligen war also wirklich ausgezeichnet. Jetzt soll der Komplex für den ländlichen Tourismus genutzt werden. Auch alleinerziehende Frauen mit Kind werden hier eine Bleibe finden. Gedacht ist ferner daran, seniorengerechte Kurse und Aktivitäten anzubieten. Für dies alles wird jetzt ein Angebots-Konzept entwickelt.
Unser Einsatz erfolgte ausschliesslich im Aussenbereich. Bei den sommerlichen sizilianischen Temperaturen von etwa 40 Grad war die Arbeit immer sehr schweisstreibend und anstrengend. Wir errichteten aus schweren Vulkansteinen Stütz-Mauern, fertigten einen langen Sicherheitszaun, zimmerten einen Esstisch aus nicht ganz einfachem Holz, betonierten eine grosse Terasse unter erschwerten Bedingungen, legten eine Treppe aus alten Eisenbahnschwellen an, beschafften und Heizmaterial aus Olivenkern-Trester auf, das wir dann in Säcke füllten und hatten schliesslich vielfältige Aufräum- und Säuberungsarbeiten zu erledigen. Dies alles zielgerichtet zu organisieren war nicht leicht. Die Überlegungen der älteren Fachleute mussten oftmals mit den Vorstellungen des Baucamp-Leiters in Einklang gebracht werden. Ich hatte als deutsch-italienischer Dolmetscher zwischen den beiden Lagern zu vermitteln, was für mich nicht immer leicht war. Das Zusammentreffen von verschiedenen Kulturen ist eben doch eine grosse Herausforderung. Alles in allem waren wir ohne einen geregelten Arbeitsplan durchnittlich 9 bis 10 Stunden beschäftigt. Da tat eine Ruhepause von etwa zwei Stunden nach dem Mittagessen doch sehr gut. Unser Arbeitstag war also von 7.30 Uhr mit dem Frühstück und etwa 21.00 Uhr mit dem Abendessen verhältnismässig lang. Abends waren wir alle froh, in unser Bett steigen zu können. Aufgrund der Höhe kühlte sich die Luft stets angenehm ab und förderte unseren Schlaf. Neue Kraft schöpften wir immer wieder aus den ausgezeichneten, vorwiegend vegetarischen, Mahlzeiten, die Lucia mit Helfern aus dem Familienumfeld aus der modernen Küche zauberte.
Zu unseren gemeinsamen Essen kamen mehrmals neue Bekannte hinzu. Wir waren wirklich eine grosse internationale Gemeinschaft. Sogar lokale Politiker interessierten sich für unsere Arbeit. Ein Tag war schliesslich ausgefüllt mit dem Besuch von kroatischen Ferienkindern. Wahrlich ein tolles Ereignis. Die vielfältigen Ausflüge am Wochende waren dazu angetan, von der Arbeit Abstand zu bekommen. So erkundeten wir in die atemberaubende Landschaft des Ätnas, dann standen Badebesuche auf dem Programm und schliesslich lernten wir die nahegelegene Stadt Catania kennen.
Der 12-tägige Aufenthalt im Baucamp in Biancavilla war für mich erneut eine grosse Bereicherung und gleichzeitig eine neue Herausforderung gewesen. Der Arbeitseinsatz als „Älterer Freiwilliger“ hat mir viel Kraft für meine eigenen zukünftigen europäischen Senioren-Projekte gegeben. Denn wie so oft im Leben, erkennt man erst im Nachhinein, was man mit nach Hause genommen hat: viele Eindrücke und Erlebnisse und viele, viele neue Freunde. Eines ist auf alle Fälle sicher: auch im nächsten Jahr, also in 2010, steht wieder ein „Senioren-Arbeits-Einsatz“ in einem Baucamp auf meinem Programm.
von Dr. Dietmar Eisenhammer
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