Mittwoch, 20. November 2013

Ein Platz zum Leben - Burana (Italien)



Die Region Emilia im Norden Italiens war 2012 stark von Erdbeben getroffen. In dem kleinen Ort Burana im Nordwesten der Provinz Ferrara wurden Gebäude zerstört, in denen Priester Don Giorgio Lazzarato und die Comunità di Salvatonica seit einigen Jahren Menschen in Not aufnimmt. Einige der Gebäude, die durch das Erdbeben schwer beschädigt waren, mussten teilweise abgerissen oder umfangreich renoviert werden. Dafür brauchte das Projekt die Hilfe der Freiwilligen. Aus Deutschland waren Stefan (21) aus Moers, Jan (22) aus Waldbronn, Johanna (24) aus Karlsruhe und Adrian (21) aus Göttingen dabei und verstärkten vom 27. Juli bis 10. August ein Helferteam aus Belgien, den Niederlanden und Italien.



„Ich wurde durch einen Freund auf den Bauorden aufmerksam, der von seinen positiven Erfahrungen berichtete. Am Bauorden begeisterte mich die Chance andere Länder so unkompliziert kennenzulernen, und viel besser als bei einem Strandurlaub. Außerdem tut man gleichzeitig noch etwas Gutes.  An diesem Projekt hat mich die Zahl der internationalen Teilnehmer und die Art der Arbeit überzeugt. Vor Beginn des Projekts hatte ich wenig Ahnung was mich erwartet. Als ich dort war, wurde ich sehr positiv überrascht. Der Leiter vor Ort ist ein Priester und engagiert sich in vielen Aktionen, die das Leben der Menschen vor Ort verbessern.  Ein Gemeindehaus wird für Jugendliche aufgebaut, Flüchtlinge und Menschen mit leichter Behinderung finden in seiner Wohnanlage einen Platz zum Leben.

Wir haben alte Gebäudeteile abgerissen, es gab Instandhaltungsarbeiten rund um das Haus und den Garten. Bauschutt wurde zur Weiterverwendung aufbereitet, Rohrleitungen und alte Stromleitungen wurden deinstalliert, das Gemeindehaus renoviert. Ich habe viele Tricks in Bezug auf effektives Arbeiten auf einer Baustelle gelernt, die der Projektleiter  uns zeigte, da er immer mitarbeitete.

Nach dem Frühstück fuhren alle zusammen zur Baustelle. Dort wurde bis zur Mittagszeit gearbeitet.  Es wurde rasch sehr heiß und die hohen Temperaturen und die hohe Luftfeuchtigkeit haben uns zu einer Siesta gezwungen.  Am späten Nachmittag wurde dann noch einmal ein paar Stunden bis in den Abend gearbeitet. Die Arbeit wurde sehr gut angeleitet und war weder zu anspruchsvoll noch zu langweilig. Material stand immer ausreichend zur Verfügung.  Innerhalb der Gruppe wurde die Arbeit  nach Fähigkeiten aufgeteilt.  Es war eine gute Gruppe, niemand war mit falschen Vorstellungen angereist und die Arbeit war niemanden zu schwer, jedem gefiel das Projekt. Ein Wochenende haben wir in Venedig verbracht und es gab eine schöne Bootsfahrt auf dem Po. Die Abende (und Nächte) genossen wir oft draußen bei Gesellschaftsspielen oder Erzählungen.  In Bezug auf Land und Leute bin ich immer noch beeindruckt von der Herzlichkeit, mit der wir behandelt wurden.

Ich war mit diesem Baucamp unheimlich zufrieden, von der Herzlichkeit und Freundlichkeit der Menschen begeistert und würde es jedem weiter empfehlen. Die internationalen Kontakte, die man zu den anderen Teilnehmern geknüpft hat, sind eine tolle Erfahrung. Und vielleicht auch für die Zukunft nützlich, wenn man auf Reisen Leute kennt, die man besuchen kann. “

Stefan Rost  (21) aus Moers, Physikstudent


„Durch einen Flyer an meiner Hochschule in Karlsruhe wurde ich auf den Bauorden aufmerksam. Ich wollte etwas Gutes tun und suchte nach Möglichkeiten für einen günstigen und aktiven Urlaub.  Jetzt kann ich sagen: Der gute Zweck des Projekts ist eindeutig und die Erfahrungen mit Land und Leuten waren sehr umfangreich. Die Arbeit war immer sehr fair aufgeteilt. Das Essen war ausreichend, lecker und landestypisch.  Die Unterkunft, ein Gemeinschaftsschlafraum, war allerdings ziemlich heiß. Meine Erfahrungen  im Baucamp waren sicher viel umfangreicher, als bei einer normalen Reise. Ich bin sehr zufrieden.

Jan Schappacher (22) aus Waldbronn, Student Bauingenieurwesen


„Meine Erfahrungen aus früheren Camps veranlassten mich, auch in diesem Jahr wieder beim Bauorden anzupacken. Und es war wieder ein gutes Camp. Übrigens hatte schon meine Mutter früher an einem Baulager teilgenommen. Der Projektträger war jeden Tag bei der Arbeit dabei und hat tatkräftig mitgeholfen. Dabei hat er uns immer den aktuellen Stand der Arbeiten, zukünftige Arbeiten und den Hintergrund der Arbeit informiert. Jeden Tag gab es am Morgen eine Anleitung in italienisch, die mehr oder weniger gut verstanden wurde. Während der Arbeit selbst wurden dann bei Bedarf eventuelle Missverständnisse korrigiert. Arbeitsmaterialien waren jederzeit vorhanden. Für jeden Tag gab es eine Teilaufgabe, die zu erledigen war. 

Am Wochenende waren wir am Strand und in Venedig. In der Mittagspause wurde geruht und am Abend Karten gespielt, erzählt und gefeiert. Wir erlebten in Italien eine unglaublich starke Gastfreundfreundschaft. Es gibt in Burana noch einiges zu tun, das Projekt ist gut und der Projektleiter ein herzensguter Mensch, der diese Unterstützung des Bauordens verdient und gut gebrauchen kann.“

Adrian Weisskopf (21) aus Göttingen, Student

Ich hatte zwei unglaubliche Wochen in Burana!! Vielen Dank, dass ihr das ermöglicht habt. Meine Motivation  für ein Baucamp? Ich hatte Lust auf neue Erfahrungen, hatte Postives über den Bauorden gehört und gelesen. Don Giorgio hat uns super umsorgt und viele Dinge (nicht nur bauliche) gezeigt.  Bei der Arbeit haben Einheimische und Flüchtlinge mitgearbeitet. Der Projektleiter hat sehr gut delegiert aber genauso gerne selbst angepackt. Material war vorhanden und wenn etwas fehlte, haben wir es auf dem Weg zur Arbeit schnell gekauft. In der freien Zeit „zwang“ uns Don Giorgo, mal zur Ruhe zu kommen, das Leben zu genießen. Arbeit ist nicht das Wichtigste im Leben. Freundschaften knüpfen, Zeit für einander zu haben, sich zu unterstützen und vor allem jeden zu respektieren. Um das zu begreifen haben wir erst einmal ein paar Tage gebraucht.  Obwohl wir im Baucamp so verschieden waren (oder gerade weil?), gab es in der Gruppe keine Schwierigkeiten. Am Wochenende reiste die ganze Gruppe nach Bologna und übernachtete dort. Am nächsten Tag fuhren wir nach Venedig. Wunderschön. Abends saßen wir gemeinsam auf der Terrasse. Wir teilten Musik, Bücher, neue Spiele… Jeder konnte frei entscheiden, ob er einfach nur dabei sitzen möchte, mitmachen oder sich auch zurückziehen will. Es machte nicht immer die ganze Gruppe etwas gemeinsam. Dazu waren wir mit zwölf Leuten einfach zu viel. Aber es ist keiner alleine gewesen.

Wir schliefen in Mehrbettzimmern, ähnlich wie in einer Jugendherberge, nach Geschlechtern getrennt. Gemütliche Matratzen. Gegessen wurde immer mit der ganzen Hausbelegschaft, also alle Bewohner, Mitarbeiter und Volunteers. Das Essen war üppig, sehr lecker und selbst gemacht. Wir bekamen jeden Tag ein leckeres Gelato und zwischendurch bei der Arbeit immer wieder eiskalte Getränke. Wenn wir etwas brauchten, wurde es besorgt. Die Arbeit war gut und wichtig; aber ich habe auch gelernt abzuschalten, mal einen Gang runter zufahren. Das Camp war auch eine Begegnung mit Christentum: Teilen und materielle Dinge mal zu vernachlässigen. Ich will zurück  nach Burana; aber zuvor werde ich nächstes Jahr ein Baucamp in Osteuropa ausprobieren.

Johanna Brand (24) aus Karlsruhe

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