einen Guten Rutsch ins neue Jahr!
Freitag, 21. Dezember 2007
Dienstag, 18. Dezember 2007
Einsatz im italienischen Bergdorf
Im September 2007 machten sich Eleonore (53), Günter (62), Konrad (22), Henning (21) und Hans-Joachim (61) auf den Weg nach Macchiagodena, um Don Franco für zwei Wochen zu unterstützen.
Ihre Rückmeldungen nach dem zweiwöchigen Einsatz fallen sehr positiv aus:
"Die Organisation der Arbeit war gut, die Anleitung erfolgte durch zwei italienische Kollegen. Die örtlichen Möglichkeiten waren zwar begrenzt, aber man konnte gut improvisieren. Die Arbeit hat Erfolg gezeigt und Spaß gemacht."
"Die Dorfbewohner waren sehr freundlich und hilfsbereit."
"Trotz der kleinen und sehr gemischten Gruppe herrschte eine tolle Atmosphäre, wir waren eine gute Gemeinschaft."
"Gutes Essen! Guter Wein! - Besser als zu Hause!"
Hier noch einige Bilder, die sie uns gestern geschickt haben:
Die genauen Termine für die Baulager in Macchiagodena für 2008 stehen zur Zeit noch nicht fest. Interessenten können sich aber gerne schon bei uns melden.
Dienstag, 11. Dezember 2007
Einsatz in Trauerhalle
Bei den Renovierungsarbeiten an der jüdischen Trauerhalle unterstützt der Internationale Bauorden (IBO) die jüdische Gemeinde in Mainz. Der Bauorden widmet sich seit 1953 sozialen und gemeinnützigen Projekten in Europa.
Von Julia Helmstetter
Beim Mainzer Projekt in der Unteren Zahlbacher Straße arbeiten Freiwillige aus fünf Ländern ohne Bezahlung, sie erhalten lediglich kostenlose Verpflegung und Unterkunft. Peter Runck, Geschäftsführer des IBO, weiß aus einem früheren Projekt in Worms "die gute Zusammenarbeit" mit der jüdischen Gemeinde zu schätzen. Der Einsatz in Mainz, bei dem vor allem das Nebengebäude der 1881 errichteten Trauerhalle saniert wird, dauert etwa eine Woche.
Die Trauerhalle, die als einziges jüdisches Gebäude in Mainz den Nationalsozialismus unversehrt überstand, wurde bereits von außen saniert, da sie vor allem durch das undichte Dach sehr in Mitleidenschaft gezogen worden war. Runck erklärt, dass es das Ziel sei, der jüdischen Gemeinde zu helfen, mit dem Baucamp Kosten bei der sowieso schon finanziell sehr aufwändigen und langwierigen Rundumsanierung zu sparen.
Jetzt widmen sich die sieben jungen Helfer aus Deutschland, Polen, Bulgarien, Russland und Estland der alten Hausmeisterwohnung, worüber sich die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, Stella Schindler-Siegreich, sehr freut. Die Freiwilligen entfernten alte Wand- und Deckenverkleidungen, Tapetenreste sowie kaputte Fliesenböden. Im Anschluss kümmerten sie sich um die Dachisolierung und errichteten eine Lattenkonstruktion, auf der die neue Decke angebracht werden kann. Außerdem verputzten und grundierten sie die Wände.
Einer der jungen Helfer, Handwerker Pjotr Nawrocki aus Polen, erklärte, dass er einige Tage Zeit habe und gerne helfe. Auch die anderen sind mit vollem Elan bei der Sache. Als Dankeschön für die geleistete Arbeit lud die jüdische Gemeinde die Freiwilligen zum Channuka-Fest am gestrigen Sonntag ein. Das Projekt sei somit für alle ein Geben und Nehmen, so Runck.
Allgemeine Zeitung vom 10.12.2007
Dienstag, 4. Dezember 2007
Winterpause?
Zur Zeit unterstützen unsere Jahresfreiwilligen die Jüdische Gemeinde in Mainz bei Renovierungsarbeiten auf dem Friedhof, noch bis zum 15. Dezember.
Ein neues Gesicht gibt es bei den Jahresfreiwilligen: Maria aus Russland. Bilder gibt es sicher auch bald von ihr.
In der Zwischenzeit planen wir die neuen Baucamps für 2008, in Deutschland und im Ausland. Ende April werden Freiwillige in Rumänien helfen, Mitte Mai in einem kleinen Dorf in Bulgarien.
Bei Interesse einfach an info@bauorden.de schreiben, oder anrufen (06241-37900).
Freitag, 16. November 2007
Der Bauorden im Endspurt
woz. Der Internationale Bauorden (IBO) mit Sitz in Horchheim geht in den Endspurt seiner diesjährigen Baucamp-Saison. Noch werden Helfer gesucht.
Nachdem die Sommerlager erfolgreich abgeschlossen sind, sucht Geschäftsführer Peter Runck zur Unterstützung von Praktikanten und Jahresfreiwilligen noch tatkräftige Mitstreiter für sechs weitere Baucamps in Deutschland.
Am Sonntag beginnen zwei Baucamps, die bis zum 13. Oktober dauern. Gearbeitet wird in Olgashof bei Wismar in Mecklenburg-Vorpommern und in Kiel (Schleswig-Holstein). Die Gemeinschaft Olgashof hat sich ökologischem Leben verschrieben und betreibt ein Ferien- und Seminarhaus. Außerdem gibt es eine Architekturwerkstatt, einen Lehmofenbau, eine Tischlerei und einen ökologischen Gartenservice. Mit Hilfe des Bauordens soll das Tagungshaus weiter ausgebaut werden. In Kiel unterstützen die IBO-Helfer die "Marco Temm Wohnungsbaugenossenschaft der Sinti eG", die bis Ende dieses Jahres 13 Reihenhäuser fertig stellen will. Nachdem die Rohbauarbeiten abgeschlossen sind, ist Hilfe beim Innenausbau gefragt. In den Häusern werden Kieler Sinti-Familien ein neues Zuhause finden.
Vom 14. bis 24. Oktober sind die IBO-Freiwilligen beim Verein "Vaterhaus Bienenwerder" im brandenburgischen Lichtenow bei Berlin tätig. Der Verein unterstützt Menschen in Lebenskrisen und baut für diesen Zweck eine alte Dorfschule mit einigen Nebengebäuden zu Wohnungen und Gemeinschaftsräumen um.
Pflasterarbeiten, Mauern und Gartenarbeiten stehen vom 4. bis 10. November in Glonn bei München an. Im dortigen Schloss Zinneberg unterhalten die Schwestern vom Guten Hirten eine Einrichtung der Jugendhilfe, in der junge Menschen auf ihrem Weg in eine selbst verantwortete Zukunft begleitet werden.
Zwei weitere Baucamps vom 12. bis 25. November schließen sich an: In Rüdesheim erhält die "Gemeinschaft der Seligpreisungen" Unterstützung beim Umbau eines ehemaligen Klosters. Hier leben behinderte und nicht-behinderte Menschen. Die Basisgemeinde Wulfshagenerhütten bei Kiel ist eine christliche Lebens- und Arbeitsgemeinschaft, in der Menschen aller Generationen und mit unterschiedlichsten Fähigkeiten ihren Platz finden. Hier stehen Renovierungsarbeiten an. Die Baucamp-Saison wird im Dezember mit einem Baulager bei der Jüdischen Gemeinde Mainz beendet.
"Wir sind mit dem Verlauf der diesjährigen Saison sehr zufrieden", urteilt IBO-Geschäftsführer Peter Runck. "Unsere zumeist jungen internationalen Freiwilligen haben bei 50 Einsätzen in Deutschland und 180 in Europa vielfältig Hilfe leisten können. Ob im Kindergarten in Klaipeda, dem Kinderheim im bulgarischen Sredets, der Lebensgemeinschaft Wickersdorf oder bei der Renovierung einer Kirche in Görmin, das Engagement des Bauordens hat sich gelohnt."
Wormser Zeitung vom 26.09.2007
Bilder aus Lichtenow
Im August war der Bauorden schon einmal in Lichtenow.
Dienstag, 6. November 2007
Eindrücke vom Teilnehmertreffen, 26.-28. Oktober
Julia (Baucamp in Rumänien), Johanna (in Tschechien), Eszter (in Frankreich) und Fanny (aus Belgien in Obrigheim)
Große Verwirrung: internationale Gäste begrüßen sich am Flughafen Worms/Nibelungenturm und suchen ihre Gastgeber.
Lebhafter Gedankenaustausch mit MdB Klaus Hagemann
Zwölf junge Russen und Russinnen waren zu Gast beim Bauorden in Worms
WORMS (usw) – Dass Worms eine gute Anlaufstelle ist, um sich zu informieren, auszutauschen, Beziehungen zu knüpfen, das erfahren viele junge Menschen, vor allem
Jaroslawl an der Wolga, eine Stadt mit über 600 000 Einwohnern, davon fast ein Fünftel Jugendliche unter 19 Jahren, ist Hauptstadt des Bezirks (Oblast) Jaroslawl und liegt rund 300 Kilometer nordöstlich von Moskau. Das beliebte Touristenzentrum mit reicher Vergangenheit und aufstrebender Industrie ist vor allem durch das Wolkow-Theater berühmt. Der Besuch in Worms war ermöglicht worden durch die Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch, die 2006 gegründet wurde, um die deutschrussische Jugend- und Schülerarbeit zu erweitern, ihr neue Impulse zu verleihen und Jugendliche beider Länder zu gemeinsamem Handeln anzuregen.
Das dürfte nun zweifellos auch in Worms der Fall gewesen sein. Im Mittelpunkt des lebhaften Gesprächs, an dem auch der Bundestagsabgeordnete Klaus Hagemann (SPD) teilnahm, stand unter anderem der Austausch über Jugendparlamente, die in Jarloslawl gut eingeführt sind. Freiwilligendienste wie FSJ, FÖJ und neuerdings auch im Bereich Entwicklungshilfe gibt es hingegen in Russland nicht; diese Möglichkeiten stießen auf großes Interesse, vor allem im Zusammenhang mit Wehr- und Zivildienst. Auch die Struktur verschiedener Jugendwerke, deren große Bedeutung Klaus Hagemann unterstrich, war ein Thema.
Peter Runck, Geschäftsführer des IBO, berichtete über die Arbeit des Bauordens, der neben europaweiten Aktivitäten jährlich auch 4 bis 5 Camps in Russland organisiert. Umgekehrt nahmen 2007 15 junge Russen an den Bauwochen teil. „Wir sind gekommen, um Partner für eine Zusammenarbeit zu finden“, sagte Sergey Rulev, Mitarbeiter im Jugenddepartement des Oblast Jaroslawl. „Ich glaube, das ist heute beim Bauorden geschehen“. Er dankte nicht nur Peter Runck für die Gastfreundlichkeit und Olga Lischtvan und Irina Lazarova, der neuen bulgarischen Mitarbeiterin des IBO, fürs Dolmetschen, sondern vor allem Klaus Hagemann, der sich soviel Zeit genommen hatte. Hagemann konterte mit dem rheinlandpfälzischen Slogan: „Wir machen’s einfach“. Im Anschluss an das Gespräch besuchte die Gruppe den Wormser Süden und die Gedenkstätte KZ Osthofen.
Wormser Wochenblatt, 24. Oktober 2007
Joseph Schmitt-Preis Verleihung
An einen historischen Ort, in das NS-Dokumentationszentrum Rheinland-Pfalz, Gedenkstätte KZ Osthofen, lud der Internationale Bauorden zur Verleihung des „Joseph Schmitt-Preises“ ein. Zum zweiten Mal nach 2005 wurden Examensarbeiten aus den Bereichen Internationale Jugendarbeit, Internationale Freiwilligendienste, Jugendreisen sowie Jugend und Europa ausgezeichnet. IBO-Geschäftsführer Peter Runck freute sich über die große Zahl von 29 eingereichten Arbeiten und lobte deren insgesamt hohe Qualität. Der Preis ist nach dem 1998 verstorbenen Fuldaer Rechtsanwalt und Notar Joseph Schmitt benannt, der von 1954 an maßgeblicher Wegbereiter und -begleiter des Bauordens war.
Die Preisträger 2007 zusammen mit Dr. Dieter Schiffmann, Peter Runck, MdB Klaus Hagemann, Prof. Dr. Andreas Thimmel und Benedikt Widmaier.
Den diesjährigen „Joseph Schmitt-Preis“, der mit 1000 Euro dotiert ist, konnte Claudia Blatt aus den Händen von Dr. Dieter Schiffmann, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz, in Empfang nehmen. In ihrer Arbeit „Reisen in der Jugendarbeit – Notwendigkeiten und Voraussetzungen einer interkulturellen Öffnung“ analysiert und diskutiert die Preisträgerin, die an der Carl von Ossietzky Universität ihr Examen in Interkultureller Pädagogik und Politikwissenschaften ablegte, den Zugang Jugendlicher mit Migrationshintergrund zu gemeinnützigen Jugendreisen und zeigt Strategien auf, wie Jugendverbände und Vereine für mehr Gerechtigkeit sorgen können. Damit traf Claudia Blatt nicht nur ein Ziel des Bauordens, nämlich die verstärkte Beteiligung benachteiligter Jugendlicher, sondern leistete auch einen wichtigen Beitrag zur Forschung im Bereich der Internationalen Jugendarbeit.
Den Förderpreis des „Joseph Schmitt-Preises“ teilten sich dies Jahr zwei Preisträger: Lars Weißbach, der an der Katholischen Stiftungsfachhochschule München Sozialpädagogik studierte, erhielt ihn für seine Diplomarbeit „Rock ’n’ Roll versus Soziale Arbeit? Aspekte Interkultureller Jugendarbeit dargestellt am osteuropäischen Kulturaustausch“ und die Psychologin Celine Chang für ihre Dissertation am Institut für Psychologie der Universität Hildesheim zum Thema „Veränderungen von Selbstschemata im Kontext der Teilnahme an internationalen Workcamps“, in der die Jury einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der Internationalen Jugendarbeit in Theorie und Praxis sah. Erstmals verliehen wurde ein Sonderpreis, den MdB Klaus Hagemann (SPD) stiftete und an Juliane Schicker für ihre Diplomarbeit „Klassenfahrten und interkulturelles Lernen“ überreichte.
Prof. Dr. Andreas Thimmel
In einem engagiert vorgetragenen Fachvortrag zum Thema „Internationale Jugendarbeit: Interkulturalität und Internationalität als Lern- und Bildungsprozess“ forderte Professor Andreas Thimmel von der Fachhochschule Köln mehr Engagement von Seiten der Politik für diesen Bereich ein. Benedikt Widmaier, Direktor der Akademie „Haus am Maiberg“, der ebenso wie Prof. Thimmel und IBO-Geschäftsführer Peter Runck zu den Juroren des „Joseph Schmitt-Preises“ zählte, gab einen Überblick der eingereichten Arbeiten. Er verwies auf die inzwischen nationale Bedeutung des „Joseph Schmitt-Preises“ und gratulierte dem Internationalen Bauorden für dessen Auslobung. Mit zur Preisverleihung nach Osthofen gekommen waren die Teilnehmer an den diesjährigen Baucamps des Internationalen Bauordens, die sich am vergangenen Wochenende in Worms über ihre Erfahrungen ausgetauscht hatten.
Donnerstag, 11. Oktober 2007
Baucamp in Olgashof (bei Wismar)
Die Mitglieder der Gemeinschaft Olgashof (bei Wismar) möchten ein ökologisches, gewaltfreies und solidarisches Leben führen. Die Kommune betreibt ein Ferien- und Seminarhaus, das von Gruppen gebucht werden kann. Außerdem gibt es eine Architekturwerkstatt, einen Lehmofenbau, eine Tischlerei für Spezialanfertigungen und einen ökologischen Gartenservice. Mit Hilfe des Bauordens wird das Tagungshaus weiter ausgebaut - es stehen verschiedene Mauer- und Dacharbeiten auf dem Programm.
Baucamp in Kiel
Die Freiwilligen arbeiten zusammen mit den zukünftigen Bewohnern, zum Mittagessen trifft man sich gemeinsam mit mehreren Sinti-Familien.
Das Projekt soll es den beteiligten Kieler Sinti-Familien ermöglichen, gemeinsam zu wohnen, zu arbeiten und ihre kulturelle Identität zu wahren
Kieler Nachrichten vom 24.05.2007
Gestern wurde der Grundstein für das Sinti-Wohnprojekt gelegt
Kiel – Seitlich der Friesenbrücke wird der Atem der Stadt ruhiger: Busbetriebshof, Hallen, einige Häuschen. Am Ende der Diedrichstraße beginnt Maro Temm. Nach vier Jahren Vorarbeit wurde gestern der Grundstein für das Sinti-Wohnprojekt gelegt. Ein Fest ist ein Fest: "Kommt mittenrein", weist Matthäus Weiss, Chef des Landesverbandes der Sinti und Roma, die drei am Rande spielenden Gitarristen an, "nicht so abseits!" Gaardens Ortsbeiratsvorsitzender Bruno Levzow unkt mit Blick auf frühere Proteste gegen das Projekt: "Dafür, dass so viele dagegen waren, sind ja viele hier".
Der Bauplatz für 13 kleine Reihenhäuser in Verlängerung der Diedrichstraße ist fertig. Der Romanes-Ausdruck Maro Temm ("Unser Land") ist Programm, im Fokus zahlreich gezückter (Handy-)Kameras erklärt die Sprecherin des Genossenschaftsvorstands, Renate Schnack: "Hier soll ein schützender Ort und doch offener Ort entstehen, von dem aus insbesondere Kinder hingeführt werden sollen zu Bildung und Ausbildung, zu Arbeit und Teilhabe."
Das Prinzip der "kleinen Nachbarschaften" soll den Weg und damit die Integration für Sinti in die Gesellschaft erleichtern. An dem Ort, an dem mit dem Einzug ab Weihnachten 2007 vertrautes Romanes gesprochen wird, an dem Nachbarschaftsstress mit Nicht-Sinti mangels Masse ausbleibt, können die Kinder eigener Tradition gemäß von Sintinachbarn und -freunden mitbetreut werden, wenn beide Eltern erwerbstätig sind. Das bietet den Rahmen, außerhalb dessen sich die Bewohner in der Kultur der Mehrheitsgesellschaft zurechtfinden können. Weiss kündigt ein gemeinsames Fest mit der benachbarten Freiwilligen Feuerwehr an: "Wir wollen uns nicht verstecken und isolieren" – kein Ghetto also.
Das Areal zwischen den Bahndämmen war anfangs nicht gerade das Traumgrundstück für die Projektziele, weil es nicht eingebettet in die Stadt ist, sondern wie an ihrer Peripherie liegt, aber: Es war das einzige Grundstück, dass die Stadt der Genossenschaft Maro Temm auf Erbpachtbasis (75 Jahre) bot. Innenminister Ralf Stegner ("Kulturelle Vielfalt ist das Gegenteil von Einfalt") freute sich bei der Grundsteinlegung "über die Bereicherung für Kiel". Gerade habe die Investitionsbank ein 1,5-Millionen-Euro-Darlehen zugesagt, das an die Genossenschaft als Wohnungsbauförderungsdarlehen geht – zu gängigen Bedingungen übrigens, 100.000 Euro kommen als Kommunaldarlehen von der Stadt Kiel, die gleiche Summe wollen die Bewohner in Eigenleistung erbringen.
Das Projekt hat von Anfang aneuropaweite Beachtung gefunden. Stegner machte keinen Hehl daraus, dass er sich angesichts dieser Bedeutung von Kiels OB Angelika Volquartz mehr Unterstützung für Maro Temm gewünscht hätte, mit Nachdruck sagte er zu Volquartz' Vertreter, Bürgermeister Peter Todeskino: "Ich werbe dafür, dass diese hohe Bedeutung auch in der Landeshauptstadt so empfunden wird" – Applaus war ihm von den etwa 50 Gästen und Genossen sicher.
Prompt wies Todeskino die Ministerschelte als "unangemessenes Nachtreten" zurück, trotz der "Friktionen in der Vergangenheit" sei die Stadt "sehr froh, dass sich das Projekt gerade in Kiel verortet". Unter den Gästen waren Vertreter aller Fraktionen – allein der Gaardener CDU-Ortsverband ("Integration sieht anders aus") kritisierte gestern die Standortwahl. Dagegen freuten sich Vertreter anderer Minderheiten im Land (Dänen, Nordschleswiger und Friesen) mit besonderer Wärme über "Unser Land" an der Diedrichstraße: Maro Temm.
Von Boris Geißler
Freitag, 5. Oktober 2007
Baucamp in Saarmund
In der Nähe von Potsdam helfen Freiwillige des Bauordens beim Bau einer Pilgerherberge. Auf dem Gelände des Pfarrhauses in Saarmund steht ein kleines altes Waschhaus, das zu einer kostenlosen Herberge ausgebaut wird.
Mit großer Begeisterung haben sich die sechs Freiwilligen in der letzten Septemberwoche in die Arbeit gestürzt. Den geplanten Besuch in Potsdam am Samstag ließen sie ausfallen, um noch letzte Arbeiten zu beenden.
Pfarrerin Almut Gaedt freut sich über die tatkräftige Hilfe der internationalen Gruppe. Auch Handwerker aus der Umgebung haben sich von dem Enthusiasmus der Jugendlichen anstecken lassen, und stellen Material und Arbeitszeit kostenlos zur Verfügung.
Eröffnet werden soll die Pilgerherberge zum 1. Mai – bis dahin steht allerdings noch viel Arbeit an. Sicher werden auch noch einmal Freiwillige des Bauordens in Saarmund mit anpacken.
Cristy, unser neuer Jahres-Freiwilliger aus Panciu in Rumänien. Gefördert wird sein Aufenthalt vom Fonds Erinnerung und Zukunft der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft.
Gesa aus Deutschland – sie wird mit dem Bauorden einen Europäischen Freiwilligendienst in Burgas, Bulgarien leisten. Dort unterstützt sie unsere Partnerorganisation FAR.
Die Gruppe bei einer wohlverdienten Pause. Von links: Liis aus Estland, Cristy aus Rumänien, Albertas aus Litauen, Peter aus Bulgarien und Ildar aus Russland.
Jakobsmuschel aus Saarmund
Ein Zeitungsbericht zum ersten Baucamp in Saarmund Ende März:
Die ersten drei Pilger wanderten bereits nach Nuthetal. Nun soll eine Herberge ausgebaut werden
Nuthetal - „Wir sind hier zwar noch nicht in Spanien, aber Saarmund ist bereits an den Jakobsweg angeschlossen“, sagte Pfarrerin Almut Gaedt den Mitgliedern des SPD-Ortsvereins am Mittwoch auf einer Tour durch den Ortsteil. Drei Pilger haben ihn bereits besucht. Im Landkreis Potsdam-Mittelmark verläuft die Pilger-Strecke von Saarmund weiter über Tremsdorf, Kähnsdorf und Schlunkendorf bis nach Beelitz.
Da auf dem östlichen Zipfel des Weges noch dringend Herbergen gebraucht wurden, stand schnell fest: das alte Waschhaus im Pfarrhof wird Pilgerherberge. Vor einigen Wochen entrümpelten sechs Jugendliche des Internationalen Bauordens das kleine Häuschen, in dem es sogar noch ein altes Plumpsklo gibt. Für ein Taschengeld, Kost und Logis helfen Jugendliche aus vielen Ländern im Auftrag des Bauordens freiwillig bei Vorhaben, für die sonst kein Geld zur Verfügung steht. Am Waschhaus entfernten sie auch den alten Putz und legten die Deckenbalken frei. Dabei stellte sich heraus, dass das Holz der Balken schon ziemlich morsch ist und neue eingezogen werden müssen. In den Sommermonaten wollen Konfirmanden helfen, und im Oktober wird eine weitere Gruppe des Bauordens erwartet, um den Ausbau voran zu bringen.
Zwar ist nach wie vor der Weg auf dem traditionellen Camino vom französischen Saint-Jean-Pied-de-Port über Burgos bis zur spanischen Stadt Santiago de Compostela der berühmteste. Aber Recherchen belegen, dass es nicht nur diese Trasse gibt - über ganz Europa verläuft ein spinnenartiges Wegesystem. Auch in Brandenburg gab es vier verschiedene Varianten des Jakobsweges, haben Wissenschaftler und Studenten der Frankfurter Europa-Universität Viadrina recherchiert. Als Beleg gelten auch die Apostelfigur am Portal der Frankfurter Marienkirche und das im Mittelalter gegründete Jakobus-Spital. Polen und Balten nutzten seinerzeit die Handelsstraßen auf ihrem Marsch zum Grab des Apostels Jakobus in Santiago. Die einst aufstrebende Handelsstadt an der Oder war im Mittelalter ein Knotenpunkt für mehrere Pilgerwege.
Nun weist bereits ein Wegführer für Jakobspilger den Ort Saarmund aus, der am Ende eines etwa 25 Kilometer langen Streckenabschnittes liegt und in Berlin-Marienfelde beginnt. Das ist das durchschnittliche Tagespensum der Wanderer auf Sinnsuche. Gaedts freut sich, dass der Weg schon angenommen wird. Zwar ist die Herberge noch nicht bezugsfähig, weshalb vorerst im Pfarrhaus Quartier gewährt wird, wo auch die ersten drei Saarmunder Pilger schliefen. Aber es gibt schon einen Saarmunder Stempel mit der symbolischen Jakobsmuschel, auf der die Ortskirche abgebildet ist. „Jeder Stempel zählt, auch wenn es nur Teilstrecken sind. 200 Kilometer muss jeder gelaufen sein“, sagt die Pfarrerin. Doch die heute asphaltierten Straßen eignen sich nicht mehr zum Wandern, weshalb versucht wurde, neue parallel laufende Wege zu finden, die angenehmer für Fußgänger und Radfahrer sind. Pilgerziel ist die Stadt Magdeburg, die aber auch schon über einen Weg, der von Polen über Görlitz verläuft, an das Wegenetz angebunden ist. Von dort erstrecken sich Pilgerpfade bis nach Süddeutschland.
Noch in diesem Jahr sollen die 150 Kilometer des ostbrandenburger Jakobsweges mit dem typischen Muschelzeichen ausgeschildert werden. Gehofft wird, dass die Pilgerbegeisterung, die die Bestseller von Paulo Coelho und von Hape Kerkeling ausgelöst haben, auch in der Region für touristische Effekte sorgen.
Potsdamer Neueste Nachrichten 27.04.2007