Freitag, 31. August 2007

"Europa entdecken" auf dem Spielplatz der "Inselmühle" in Obrigheim.


Dies mal ist die Aufgabe der Freiwilligen des Internationalen Bauordens nicht zu bauen, sondern Kinder und Jugendliche zu betreuen, die während eines Zirkusprojektes nach Obrigheim kommen.
In dieser zweiwochigen Ferienspielaktion tauschten sich die internationale Jugendliche des Bauordens über Kinder- und Jugendarbeit in Deutschland, den Niederlanden und Polen aus und konzepierten die Einzelheiten des Programms für die folgende Wochen.
Die Mitarbeiter des "Zirkus Zapzarapp" bereiteten zusammen mit Jugendlichen des Internationalen Bauordens ein Programm für die Kinder vor. Die IBO-Freiwilligen haben den kleinen Gruppen von Kindern viele Zirkusnummern, wie Artistik, Jonglage und Clownerie beigebracht und mit denen die einstudiert. Am Samstag, den 21. Juli wurden die eistudierten Nummern mit großem Erfolg vor vielen Zuschauern vorgeführt.

Die multikulturelle Gruppe der Freiwilligen des IBOs setzten ihre vorbereiteten Länderschwerpunkte um und brachten den Kindern aus Obrigheim Spiele aus Bulgarien und Deutschland, aus Polen und den Niederlanden bei. Rund 130-140 Kindern zwischen 6 und 12 Jahren wurde so die Europa spielerisch naher gebracht.

Das die verschiedene Aktivitätetn und Ferienspielaktionen allen, Kindern,Erwachsenen und den Internationalen Jugendlichen des Bauordens gefallen haben und in aller Hinsicht gelungen waren, kann man von den freulichen Gesichter ablesen.Außerdem wurde während des Camps viel mit Film und Video gearbeitet, was nicht nur den Kindern, sondern auch den Jugendlichen des Bauordens viel Spaß machte.
Der Ergebnis davon: Der Internationale Bauorden kann nicht nur sehr gut bauen und renovieren, sondern auch Kindern viel über Europa beibringen und Freude, Lächeln und gute Laune allen Beteiligten schenken.

Backofen in 2 Wochen zu bauen - unmöglich? Oh doch, die Bauorden-Teilnehemer können alles! :)



Lien aus Belgien hat viel Spaß am Baucamp in Deutschland

Das Bauprojekt auf dem Hofgut Oberfeld in Darmstadt begann am 12. August und es war unser Ziel, innerhalb von 2 Wochen, ein komplett neues Backhaus zu errichten.

Es klang nach einer sehr interessanten und aufregenden Arbeit, obwohl jeder unserer Gruppe die Erreichung dieses Zieles in einer so kurzen Zeit vorerst bezweifelte... vor allem von uns, Jugendlichen, die fast noch nie handwerklich gearbeitet haben...

Am Montag wurde mit der Arbeit begonnen. Der fruhere Huhnerstall sollte als Vorbereitungsraum dienen und außerhalb des Gebäudes sollten unsere Freiwilligengruppe des Internationalen Bauordens, das neue Backhaus bauen. In der ersten Woche wurde nur aufgeräumt, weil das Raum kommplett mit alten Dingen voll gestopft war; dann wurde ein Loch nach außen gemacht, das Fundament erstellt und die ersten Ziegeln gelegt. Auch der Regen machte den Jugendlichen nichts aus - die Arbeit ging kontinuierlich weiter. Obwohl, ich erwahne es noch einmal, die Gruppe es immer noch stark anzweifelte, den Backofen noch vor ihrer Abreise ,welche jeden Tag leider naher und naher kam, fertig zu sehen.

Mustafa aus Bulgarien

"Spaß trotz Schwielen an den Handen. 10 Jugendliche aus 4 europaeischen Laendern bauen ein traditionelles Backhaus" stand am 20. August 2007 im Darmstadter Echo drin. Und es hat sich alles gelohnt! Am Freitag wurde tatsachlich gebacken - 30 Pizzas und ca. 30 Brote wurden gemacht und gemeinsam mit anderen, zu dem Hofgut gehorigen Menschen, mit Freude aufgegessen.
Zwei Belgierinnen Willemien und Lien Freuen sich über das selbstgemache Brot im selbstgemachten Backofen

Ausserdem gestalteten die Teilnehmer rund um Backofen herum ein schönes Mosaik, was diesen noch schoner machte, als es sich Klaus Plischke und die Anderen des Hofguts Oberfeld vorgestellt hatten.


Polina aus Bulgarien und Lena aus der Ukraine (ich) und der neue Backofen

Parallel zum Bau des Holzbackofens bekamen die Jugendlichen auch die Moglichkeit und die Ehre mit dem schweizer Kunstler Roger Rigorth eine Holzskulptur herzustellen. Es sollte eine Halbsonne mit 9 Strahlen sein, so hatte jeder die Moglichkeit einen eigenen Strahl zu fertigen. Es war nicht leicht, aber mit ein wenig Zielstrebigkeit und der professionellen Hilfe von Roger, der eine Ausbildung zum Holzbildhauer absolvierte, war alles doch nicht so schwer. :)
Wenn ich jetzt unsere fertige hoelzerne Sonne anschaue, sehe ich unsere ganze Freiwilligengruppe vor mir... wie sie lacheln und allen Leuten ihre Warme und Freude schenken... Vor allem an diesen kalten Herbsttagen ist die Sonne so erwunscht, wie die Hilfe von engagierten jungen Leuten aus ganz Europa in den zahlreichen sozialen Projekten, in denen der Bauorden hilft, erwunscht ist!

Von Plumsklos, Handsägen und dubiosen Investoren

Die Schweizer Bauordensfreiwilligen Ursina und Judith berichten von ihren Erfahrungen in der Ukraine :

Der Schweizer Bauorden organisierte in diesem Jahr gemeinsam mit dem Deutschen Bauorden ein Baulager im Westen der Ukraine. Viele Menschen sind dort sehr arm. Auf den Baustellen wurde mit einfachsten Mitteln gearbeitet. Vieles war anders, als es die Baugesellen zu Hause gewohnt sind. Aber mit den Grundeigenschaften eines Baugesellen, Improvisation und Phantasie, gelang es, mit den wenigen vorhandenen Mitteln viel zu bewirken.

Schon die Hinreise war abenteuerlich. Nach dem Flug nach Budapest fuhren die Baugesellen mit dem Nachtzug weiter nach Lviv (Lemberg). Die Wagen waren schön geschmückt mit Vorhängen, Teppichen und Plastikblumen. Kurz nachdem sich die Baugesellen Schlafen gelegt haben, wurden sie auch schon wieder unsanft von den Zöllnern geweckt. Zudem holte der Zugsbegleiter unter den unteren Betten Eisenstangen hervor. Die Fahrwerke mussten ausgewechselt werden, da in der Ukraine auf russischer Spurbreite gefahren wird. Der Schienenabstand ist in der Ukraine 7.1 Zentimeter breiter als in Mitteleuropa. Dazu wurde der ganze Zug mit Wagenhebern in die Höhe gestemmt. Nach zwei Stunden tuckerte der Zug weiter in Richtung Lemberg. In Lemberg wurden die Baugesellen abgeholt. Auf der neuen Autobahn ging es weiter Richtung Drohobytch. Die Autobahn war so neu, dass die Sicherheitslinien noch nicht gemalt waren. Irgendwann wird dies wahrscheinlich nachgeholt. In Drohobytch wurde die Gruppe in zwei Bauteams aufgeteilt. Einige blieben in der Stadt und renovierten dort eine ehemalige Militärkaserne, in der nun Alkoholsüchtige ein neues Zuhause gefunden haben. Der andere Teil der Gruppe fuhr auf holperigen Strassen weiter in die Karpaten, in ein kleines Dorf namens Dovhe.

Baueinsatz in Dovhe-Hirs’ke (Bauteam 1)

Plumsklo und Computerzimmer

Dovhe sollte in den siebziger Jahren geflutet werden. Die Sowjets planten eine Staumauer, die die Wasserversorgung der grösseren Städte der Region sicherstellen sollte. Nach elf Jahren Planungs- und Bauzeit wurde das Projekt wegen geologischen Unsicherheiten eingestellt. Der bereits gebaute Teil der Staumauer steht heute noch. Dieses Projekt hatte die Entwicklung des Dorfes stark beeinflusst. Viele zogen weg. Das Dorf ist sehr einfach geblieben. Die meisten Bauern besitzen zwei oder drei Kühe und einige Ziegen. Pferde sind das wichtigste Transportmittel. Fliessend Wasser gibt es in Dovhe nicht. Die meisten Leute haben einen Ziehbrunnen im Garten und ein Plumsklo. In einem grossen Garten wächst viel Gemüse – der Wintervorrat, denn fast alle Bewohner sind Selbstversorger. Im Winter ist die Strasse zum Dorf oft mehrere Monate lang unpassierbar. Es bestehen Pläne eine neue Strasse zu bauen.

Die Baugesellen wohnten im Schulhaus – eines der wenigen Schulhäuser der Ukraine ohne fliessendes Wasser. Aber gleich neben dem Schulhaus fliesst der Stryj, der den Baugesellen als Waschstelle diente. Trotz einfachster Lebensweise hat die Technik in Dovhe Einzug gehalten: Im Schulhaus ist ein gut ausgerüstetes Computerzimmer eingerichtet und viele Leute besassen ein Handy der neusten Generation.

Viel Handarbeit

Eine baufällige Hängebrücke führte auf die andere Seite des Flusses, wo die Baustelle war. Im ehemaligen Pfarrhaus sollen Kinder aus sozial benachteiligten Familien ihre Ferien verbringen können. Viele Eltern dieser Kinder sind alkoholabhängig. An die Diktatur der Sowjetzeit erinnerte noch ein unterirdischer Fluchgang. Der Pfarrer baute diesen einst aus Angst vor dem Geheimdienst. In der Sowjetunion wurde die Religion unterdrückt. Kirchen wurden zerstört oder zum Beispiel als Möbelmärkte oder Hallenbäder umgenutzt.

Die Baugesellen bauten eine neue Aussenfassade aus Holz. Ein anderer Teil der Gruppe gab dem Blechdach einen frischen Anstrich. Zuerst wurde es mit Drahtbürsten geschliffen, dann grundiert und mit Pinseln grün angestrichen. Ein weiterer Teil der Gruppe entfernte das Unkraut bei der Feuerstelle und ebnete das Grundstück für einen Unterstand. Beim Graben entdeckten die Baugesellen allerlei Interessantes, wie eine Kuhtränke, Schuhe oder Blechdosen. Da Dovhe keine öffentliche Abfallentsorgung hat, verbrennen die meisten Leute ihren Abfall selbst oder werfen ihn irgendwohin weg. Der nicht verbrennbare Abfall bleibt liegen. Die Baugesellen sammelten den Abfall ein, vergruben oder verbrannten ihn.

Dubiose Investoren?

Anfänglich waren die Leute im Dorf den Baugesellen gegenüber skeptisch. Sie konnten nicht glauben, dass Leute ohne Bezahlung in ihren Ferien arbeiten gehen. Deshalb gab es im Dorf Gerüchte, dass die Baugesellen Investoren seien und dubiose Geschäfte abwickeln wollen. Mit der Zeit wandelte sich die Skepsis in grosse Herzlichkeit und die Baugesellen wurden immer wieder auf ein Gläschen Selbstgebranntes eingeladen. An einem Abend nahm sogar der Bischof den beschwerlichen Weg nach Dovhe auf sich, um den Baugesellen für ihre getane Arbeit zu danken.

Am Wochenende machten die Baugesellen einen Ausflug nach Drohobytch, wo der andere Teil der Gruppe arbeitet. Da gab es viel zu erzählen und auszutauschen.



Baueinsatz in Drohobych (Bauteam 2)

Neuer Verputz und neues Plumsklo

Die Aufgabe der Gruppe, die in der Stadt blieb, war es, in „Nazaret“, einem ehemaligen Militärstützpunkt für Mittelstreckenraketen, nun ein Rehabilitationszentrum für Alkoholkranke, ein Wohnhaus so umzubauen, dass die Bewohner dort eine menschenwürdigere Unterkunft erhalten würden. Die Baugesellen arbeiteten zusammen mit den zukünftigen Bewohnern des Zentrums. Die Bewohner waren schon seit Jahren daran mit viel Handarbeit und wenig Geld die baufällige Kaserne zu renovieren.

Im Haus mussten neue Fenster eingesetzt werden. Doch auch das Innere des Hauses war baufällig. Die Baugesellen fanden Wände mit halb abgebröckeltem altem Putz und noch rohe Böden vor. Als erstes mussten die Baugesellen aus ein paar Latten und Nägeln Leitern zimmern und Material bestellen. Es kam dann einiges an Material, aber leider nicht alles gewünschte. Aber es war auch alles anders als zu Hause! Die vorhandenen Schreinbiere, d.h. Schuppen mit einer Tischfräse und ein Fuchsschwanz als Handsäge mussten reichen. Auch wenn der Zimmermann von einem Winkelschnitt träumte...

Die ersten zwei Tage bestanden darin, alles was nicht mehr hielt mit Hämmern abzuklopfen und so für einen neuen Verputz vorzubereiten. Gleichzeitig ging der Zimmermann der Gruppe mit einigen Helfern daran, ein WC-Häuschen zu entwerfen und zu bauen. Das betonierte WC Fundament und das gestartete Loch für ein Pumpsklo verleitete die Anwesenden zu höher stehenden Wünschen. So wurde entschieden, einen Kanal zu graben, ein Rohr zu legen und im WC ein Fundament mit Senkung auszubetonieren.

Mitte der Woche trafen dann drei ukrainische Fachleute dazu. Der Bauleiter, Maurer von Beruf, instruierte die Baugesellen, wie man nach der alten Methode neue Putzwände aufzieht. Dies zur Freude des Azubis, der im dritten Jahr der Maler Lehre ist. Er konnte von diesen Fachkenntnissen profitieren und gleich üben bis es gelang. Das war nicht so einfach, aber nach einigen Kellenwürfen fiel wenigsten nicht mehr die Hälfte des Zements von der Wand. Die Ukrainer verrieten auch andere Tricks und so war das Schlussresultat ganz ansehnlich.

Die Bewohner von „Nazaret“ helfen immer tatkräftiger mit.

Nach der ersten Woche kam der Projektleiter vor Ort mit der Neuigkeit an, dass noch eine Aufstockung und ein neues Dach vorgesehen seien. Nun lernten die Baugesellen noch Mauern und hievten vier Paletten Zielgesteine auf’s Dach hoch. Das ging am einfachsten mit einer „Italiener-Kette“. Alle standen in einer Reihe und reichten die Steine weiter. So haben die zukünftigen Bewohner des Hauses gesehen wie schnell man ist, wenn alle Hände zupacken. Als die Verantwortlichen merkten, dass wir es ernst meinten, gaben alle Gas um das Projekt fertig zu stellen. Schlussendlich konnten die Baugesellen zusammen mit den Ukrainern den Dachstuhl aufrichten.

Sowieso merkten die Baugesellen nach einigen Tagen, wie die zukünftigen Bewohner des Hauses immer motivierter wurden und anpackten. Am Ende der Bauzeit schufteten sie von Morgens bis Abends und die Baugesellen mussten sich die Arbeit fast suchen. Es bleibt zu hoffen, dass die Nazareter Mannschaft, die Motivation gefunden hat, das Angefangene fertig zu machen. Die Freude über das Gelungene hat die Baugesellen alle Unannehmlichkeiten vergessen lassen. Und die unbeschreiblich guten Suppen, die es jeweils zum Mittagessen gab, sind jetzt noch ein grosses Rätsel: Wie kann man aus den gleichen Zutaten jeden Tag etwas neues, spannendes und unbeschreiblich Gutes zubereiten? Die Baugesellen wurden wirklich verwöhnt, von den Bewohnern, die nicht viel ihr Eigen nennen. Die Baugesellen dankten es, indem sie ihre sauberen Kleider, Hütli und Sackmesser an die neu gewonnenen Freunde weitergaben.

Montag, 27. August 2007

Türen ausbessern in Estland



Baldur berichtet von seinem Baucamp in Rummusaare:

Wir waren eine Gruppe aus sieben holländischen und deutschen Freiwilligen, die in einem Ferienheim für gehörlose Kinder in Estland arbeiteten. In der zweiten Woche bekamen wir Unterstützung von einer jungen Estin, die spontan eine Woche mithalf.

Das Heim mit dem schönen Namen Rummusaare liegt ziemlich genau in der Mitte von Estland, in der Nähe von..., naja ehrlich gesagt, ist da nicht allzuviel in der Nähe. Der nächste Nachbar ist über 1km entfernt und bis zu dem kleinen Laden, wo wir immer den ganzen Milchbestand aufkauften, muss man auch nur 12km durch den Wald fahren.


Eine niederländische Teilnehmerin streicht Türen auf der Veranda


Dafür gab‘s um so mehr Arbeit. Das Haus wurde während der Sowjetzeit gebaut und wird seit ein paar Jahren nach und nach renoviert. Fenster und Strom sind schon neu und dieses Jahr waren die Türen an der Reihe. Wir durften also die alte abblätternde Farbe abkratzen, Löcher ausbessern, abschleifen, wieder ausbessern, abschleifen, streichen, abschleifen, streichen, Beschläge richten und zu guter letzt die Türen wieder einbauen. Das Ganze 25mal, wobei man sich allerdings fühlt, als hätte man 100 Türen ausgebessert. Danach noch die entsprechenden 25 Türrahmen ausbessern und schon sind die zwei Wochen vorbei.

Zwei Wochen lang nur Türen streichen? Nicht ganz, wir durften auch die etwas abschüssige Fußballwiese neben dem Haus vergrößern. Was auf den ersten Metern noch nach einfachem Rasen mähen aussah, entpuppte sich nach und nach als dichtes Buschwerk, das erst einmal gerodet werden mußte.


Ein Artikel in einer estnischen Zeitung berichtet von den "Eurofreiwilligen"


Damit uns vor lauter Türen nicht langweilig wurde, haben wir eine Kanutour und mehrere Ausflüge zu den umliegenden Mooren und nach Tartu, der zweitgrößten Stadt Estlands unternommen. Aber am Besten hat uns allen aber die eigene Sauna gefallen. Anfangs waren wir ja noch etwas skeptisch bzgl. der Hitze, aber nach zwei Wochen hat jeder nur noch von „unserer Sauna“ geschwärmt.

Alles in allem zwei viel zu kurze Wochen mit einer Menge Arbeit, aber auch vielen schönen Momenten. Allerdings bleibt in dem Ferienheim noch eine Menge zu tun, damit die gehörlosen Kinder ihre Feriencamps noch mehr genießen können.

Freitag, 24. August 2007

Arbeiten, Urlaub machen und Freunde treffen

HERMANNSHAGEN - Am 13. August ist das Projekt Sommerbaustelle gestartet. Bis zum 26. August werkeln etwa 60 Jugendliche unter Anleitung von Profis am alten Gutshaus in Hermannshagen. Neben Baulustigen aus ganz Deutschland sind auch fünf Polen, eine Österreicherin und eine Tschechin mit dabei. Alle Sieben stammen vom Internationalen Bauorden. "Das ist eine Organisation, die europaweit auf freiwilliger Basis Baustellen organisiert", sagt Ulrike Gisbier vom Verein Gutshaus Hermannshagen.
Gutshaus Hermannshagen, erbaut 1769
Alle könnten gut Deutsch, und zur Not gehe es ja auch auf Englisch, so Gisbier "Momentan sind 35 Leute hier. Der Rest wird in den kommenden Tagen eintreffen." Gearbeitet w
erde von 9 bis 17 Uhr. "Einige werkeln auch noch länger. Bei den unter 18-Jährigen achten wir darauf, dass sie die Zeiten einhalten", betont die Vereinschefin. Neben der Arbeit am Gutshaus können die Jugendlichen aber auch Volleyball spielen oder am Lagerfeuer neue Kontakte knüpfen.

Die Gründe, sich an der Aktion Sommerbaustelle zu beteiligen, sind unterschiedlich. "Ich mache mit, weil ich hier jemanden kenne und schon immer mal herkommen wollte", erzählt eine der Freiwilligen. "Es ist eine schöne Kombination aus Urlaub und Arbeit." Ähnlich sieht es Petra Queseleit, die zum zweiten Mal dabei ist. "Ich habe gerade Urlaub und möchte mit anpacken", sagt die Rostockerin.
Deckenboden aus Lehmwickeln

Auch die Faszination am alten Handwerk zieht viele nach Hermannshagen. "Ich bin zum ersten Mal dabei und finde diese Techniken sehr interessant", schwärmt Lukas Hellmund aus Hermannshagen. "In den Ferien zu arbeiten, finde ich nicht schlimm. Ich hab ja sonst nichts zu tun", sagt er und lacht. Albrecht Deisenhofer aus Kulmbach stimmt ihm zu. "Am besten gefällt mir, dass ich hier alles selbst machen kann. Das ist viel spannender, als nur ein Buch darüber zu lesen. Außerdem lernt man hier viele neue Leute kennen", sagt er.

Derzeit wird an drei Teilbaustellen gearbeitet. "Die Dachbaustelle steckt noch in der Vorbereitung. Außerdem fachen wir Giebelwände aus und fertigen Lehmwickel für Deckenböden", zählt Ulrike Gisbier auf.
Für September suche der Verein Gutshaus Hermannshagen noch zwei Langzeitfreiwillige.


14.08. 2007, Annekatrin Queißer für die Schweriner Volkszeitung

Weitere Bilder aus Hermannshagen gibt es hier.

Mittwoch, 22. August 2007

Internationale Hilfe für altes Gutshaus

MEDEWEGE - Bereits zum achten Mal in Folge verbringen jetzt wieder Studenten und Abiturienten aus ganz Europa ihre Sommerferien auf dem Biohof in Medewege. Zehn junge Leute arbeiten für drei Wochen auf dem Gelände, anschließend gibt es für andere Jugendliche die Möglichkeit, an dem Projekt teilzunehmen.

Emilia und Piotr streichen die Fassade des Gutshauses

In diesem Sommer steht das alte Gutshaus des Hofes im Vordergrund der Bemühungen. Ein neuer Anstrich sowie ein Anbau sollen das Gebäude in neuem Glanze erstrahlen lassen. Derzeit werden die alten Farbschichten abgetragen und anschließend neue, freundliche Töne aufgebracht. Auch das Dach wird zeitgleich rekonstruiert.


Adam aus Polen streicht ein Fenster


"Der Bauorden fördert Projekte, die sozial Benachteiligten zu Gute kommen. Hier auf dem Biohof werden handwerkliche Arbeiten mit Behinderten durchgeführt und kostenlose Kunsttherapien für jedermann angeboten", erklärte Bauleiter Peter Zimmer.

Die jungen "Arbeiter" wohnen während ihres Einsatzes in einigen leer stehenden Wohnungen des Gutshauses neben bereits vermieteten, die in den vergangenen Jahren von Teilnehmern des Projektes auf Vordermann gebracht wurden. In den acht Sommern der erfolgreichen gemeinsamen Zusammenarbeit hat der Internationale Bauorden auch andere Baustellen auf dem Hof Medewege betreut, wie zum Beispiel den Wiederaufbau des Gärtnerhauses, von dem heute besonders der Waldorfkin dergarten profitiert, der sich ebenfalls auf dem Gelände befindet.



Mit der Sanierung des Gutshauses wurde schon in den vergangenen Jahren begonnen. "Die Arbeiten daran werden noch einige Zeit in Anspruch zu nehmen", sagte Peter Zimmer.

Spaß trotz Schwielen an den Händen

10 Jugendliche aus 4 europäischen Ländern bauen ein traditionelles Backhaus

Noch sieht das kleine, gemauerte Häuschen auf dem Gelände des Hofguts Oberfeld bei Darmstadt aus wie das, was es einmal war: ein Hühnerstall. Altes, grobes Mauerwerk, ein unbearbeiteter Boden und ein Eingang ohne Tür lassen kaum erahnen, dass die ehemalige Unterkunft für Federvieh ab Ende dieser Woche einem anderen Zweck dienen soll. Ein „Backes“ soll entstehen, ein traditionelles Backhaus für Brot, Brötchen oder Kuchen.

Zehn junge Erwachsene zwischen 16 und 25 Jahren aus Deutschland, Belgien, Bulgarien und der Ukraine werkeln fleißig, um am Freitag (24.) die ersten Leibe in den Ofen schieben zu können. „Hier soll ein Backhaus nach traditionellem Vorbild entstehen“, erklärt Klaus Plischke von der Initiative Domäne Oberfeld, die das Projekt initiiert hat. Die gemeinnützige Stiftung Hofgut Oberfeld plant, mit Unterstützung des Vereins Heydenmühle eine heilpädagogische Einrichtung mit ökologischer Landwirtschaft auf dem Gut zu errichten. Diese soll Menschen mit Behinderungen als Lebensort dienen.

„Das Backhaus soll in Zukunft jedem offen stehen“, erklärt Plischke. Das Angebot richtet sich in erster Linie an Privatleute sowie Schulklassen, die den „Lernort Bauernhof“ – ein Angebot des Hofguts Oberfeld – im Unterricht behandeln. Die jugendlichen Backes-Bauherren sind über den internationalen Bauorden, der seinen Deutschlandsitz in Worms hat, nach Darmstadt gekommen. Der Bauorden bietet jungen Leuten aus ganz Europa die Möglichkeit der Begegnung und des gemeinsamen Arbeitens für einen guten Zweck. „So bin ich nach Darmstadt gekommen“, erzählt Iris (24), Architekturstudentin aus Berlin. „Ursprünglich wollte ich nach Afrika und dort Lehmhütten bauen. Das Backhausprojekt in Darmstadt „hat mich interessiert, weil man alles selbst machen muss.“ Für die Architekturstudentin sei dies eine „willkommene praktische Übung, denn im Studium wird fast nur theoretisch gearbeitet“.

Die Theorie beim Backes-Bau auf dem Hofgut Oberfeld beschränkt sich im Wesentlichen auf eine von Klaus Plischke gezeichnete Anleitung. „Da ich Bauzeichner bin, habe ich natürlich einen Plan erstellt“, erklärt er. Der Hühnerstall soll als Vorbereitungsraum dienen. „Hier können die Leute ihre Brote fertigkneten oder ähnliches“, erklärt er. Der Backofen, den die Jugendlichen komplett selbst bauen, schließt sich an den Raum an. Das Fundament aus Ziegelsteinen steht bereits. „Dazu wurde der Boden etwa 80 Zentimeter tief ausgegraben, damit eventueller Frost dem Ofen nicht schadet“, erläutert Plischke. Das Innere des Ofens besteht aus besonders hitzefesten Schamottesteinen, die Temperaturen von mehr als 250 Grad Celsius standhalten. Die Jugendlichen packen kräftig an, niemand jammert oder klagt über die nicht immer einfache Arbeit am Backhaus.

Auch nicht die zarte Polina (18) aus Bulgarien. „Ich möchte in Darmstadt Architektur studieren“, erzählt sie. „Deswegen mache ich mit.“ Anders Mustafa (18): Der junge Mann aus Bulgarien wollte „mal etwas anderes erleben“. Der Sohn eines Maurers hat mit seinem Vater das elterliche Haus in Bulgarien gebaut. „Ich weiß, was ich hier mache“, erklärt er. Obwohl er ausschließlich Bulgarisch spricht, hat er keine Verständigungsprobleme. Freund Ivan (16), der ebenfalls aus Bulgarien kommt und neben seiner Muttersprache zudem Englisch beherrscht, übersetzt vom Bulgarischen ins Englische und umgekehrt.

„Diese Multikulti-Durcheinander gefällt mir besonders“, sagt Lena (22), die aus der Ukraine stammt. Seit fünf Jahren lebt sie in Deutschland, seit drei Jahren studiert sie Sozialpädagogik in Nürnberg. „Dafür muss ich eine interkulturelle soziale Arbeit vorweisen“, erklärt die junge Frau. „So bin ich auf dieses Projekt gestoßen.“

Wie die meisten Teilnehmer des Workshops hat Lena nie zuvor handwerklich gearbeitet. „Ich habe Blasen an den Händen und bekomme Schwielen“, sagt sie und lacht. „Aber man gewöhnt sich an alles.“ Zudem könne, wer vom Arbeiten am Backhaus Erholung sucht, bei Bildhauer Roger Rigorth mithelfen. Er fertigt ein Sonnensymbol aus Holz, das später den Eingang der Deutschland-Zentrale des Bauordens in Worms zieren soll. „Der hat die Jugendlichen schließlich hier zusammengebracht“, sagt Klaus Plischke. „Deswegen bekommt er ein Geschenk.“


Sonja Jordans für das Darmstädter Echo





Dienstag, 21. August 2007

Rund um die rote Kirche

Melanie berichtet aus Viljandi, Estland:

Das Bauordencamp in Viljandi gestaltet sich rings um die Paulskirche, die rote Kirche. Ein Name, der als Abgrenzung hin zur anderen Kirche im Ort, der weißen Kirche, gegeben wurde und auch ganz dem Backsteinäußeren entspricht.

Viljandi ist ein 20.000 Einwohnerort im Süden von Estland. Dahin reisten zehn Bauordenteilnehmer aus den Niederlanden, aus Österreich, Deutschland und aus Estland. Gerade die Teilnahme der Esten bereicherte das Gruppenleben sehr und ermöglichte ein tieferes Eintauchen in die Kultur und Gewohnheiten des Gastlandes.


Gruppe samt Pastorin und Küster vor dem „Einsatzort“ (Paulskirche)


Die Unterbringung erfolgte in einem Gemeindehaus, gleich in der Nähe der Kirche. Die Kirchenmitarbeiter führten uns in unsere Arbeit ein, waren aber zugleich gute Freunde, die immer mit Rat und Hilfe zur Seite standen – oder uns neue Perspektiven eröffneten, indem sie uns auf den Kirchturm führten.


Bei der Arbeit

Die Arbeiten verliefen – wie schon angedeutet – rund um die Kirche, egal ob nun Wege gesäubert werden sollten, die alte Hecke weichen musste, Mauern neu gestaltet oder einfach Gras gesenst wurde. Ein Höhepunkt für Viljandi, und damit auch für unseren Aufenthalt, war das Folklorefestival. Da auch in der Paulskirche Konzerte stattfanden, konnten wir diese frei besuchen – und durch die nachherige Säuberung der Kirche Festival und Arbeit verbinden.

Kurz gefasst war es für alle Teilnehmer eine sehr intensive und schöne Zeit, in der jeder viel lernen konnte und die sicherlich keiner missen möchte.

Montag, 20. August 2007

Generationenübergreifendes Baucamp in Kleinliebenau


Ehrenamtliche Bauhelfer aus mehreren europäischen Ländern trafen in Kleinliebenau in Sachsen ein.Mit Hilfe des Internationalen Bauorden aus Worms wird für 12 Tage ein Baucamp zur Errichtung eines Refugios, einer Pilgerherberge, an der Kirche durchgeführt. Mitglieder des Kultur- und Pilgerverein Kleinliebenau e.V. haben in den vergangenen Tagen das Fundament gelegt, auf welchem die internationalen Bauleute die Wände der Herberge "aufmeiern". Der Anbau an der Rittergutskirche soll zukünftig Pilger des Jakobsweges beherbergen.


Junge Freiwillige aus Osteuropa arbeiten gemeinsam mit deutschen Senioren.




Bericht aus Biancavilla, Italien

Susanne schreibt über ihr Baucamp in Biancavilla auf Sizilien:


"die zeit in catania/biancavilla war unglaublich toll, spannend, lustig, schön, anstrengend, unterhaltsam ... die zwei wochen vergingen viel zu schnell und es viel mir wirklich schwer die familie, die baustelle und die anderen teilnehmer zu verlassen. es klingt vielleicht komisch, aber irgendwie ist mir in den wenigen tagen alles sehr ans herz gewachsen!!

natürlich gab es auch momente, in denen ich nicht voll zufrieden war. z.b. waren die männer sehr darauf bedacht, uns frauen alle schwere arbeit abzunehmen. anfangs durften wir kaum einen voll beladenen eimer tragen, steine oder sonstige dinge. stattdessen mussten wir die "leichteren" aufräumarbeiten übernehmen. nach zwei, drei tagen hatten aber alle eingesehen, dass man uns nicht schonen musste und wir tatsächlich richtig mit anpacken konnten.
:-)

unterkunft und verpflegung waren besser als ich erwartet hatte. die erste woche wohnten wir zusammen mit der familie in deren haus in catania, von wo aus wir jeden morgen mit sergio zur baustelle aufbrachen um abends fix und fertig wieder zurückzukommen. nachdem die gesamte mannschaft durch ausruhen und duschen wieder hergestellt war, versorgte uns carmela mit reichlich leckerem und abwechslungsreichem essen.

anschließend hatten wir gerade noch kraft um beim spülen zu helfen und ein letztes mal das badezimmer aufzusuchen, bevor wir in die betten fielen. in der zweiten woche zogen wir mit der ganzen familie auf die baustelle nach biancavilla. dort waren schlafzimmer, bad und küche zwar nur provisorisch, aber ausreichend eingerichtet um dort nicht nur zu arbeiten, sondern auch zu wohnen.


für mich war die zeit im baucamp auf sizilien eine einzigartige erfahrung, die ich nicht missen möchte!! vielen, vielen dank an das gesamte bauorden-team für die möglichkeit auf diesem weg anderen menschen zu helfen und einen kleinen einblick in deren kultur und mentalität zu bekommen."



Bis zum 26. August arbeitet noch eine zweite Gruppe von Bauordensfreiwilligen aus Belgien, Tschechien, Deutschland und Italien in dem generationenübergreifenden Wohnprojekt.

Donnerstag, 16. August 2007

Baucamp in Lichtenow (bei Berlin)

Neues Leben in alter Schule

Von Uwe Spranger

Lichtenow (MOZ) In die alte Schule in Lichtenow ist wieder Leben eingezogen. Drei Familien haben das Haus hergerichtet und wollen dort Personen in schwierigen Lebenslagen zeitweilig Unterschlupf gewähren. Beim Umbau wurden sie vom internationalen Bauorden unterstützt.

Gerade ist wieder ein so genanntes Baucamp zu Ende gegangen, an dem junge Leute im Alter zwischen 18 und 30 Jahren aus Belgien, den Niederlanden, Polen, der Ukraine und Deutschland teilgenommen haben. Zum Beispiel Fred (29) aus Belgien.



An diesem Tag ist Helmut Sass der "Bauleiter". Der frühere Woltersdorfer, der mit Frau Hildegard nach Lichtenow gezogen ist, hat den Tagesplan an eine Tafel an der "Kapelle", einem kleinen Nebengebäude, geschrieben. Neben gemeinsamen Mahlzeiten sind rund acht Stunden Arbeit angesagt. Aber es bleibt auch Zeit für einen Abstecher an umliegende Seen, nach Berlin oder Abende am Grill.

Für die Familien Sass, Fabig und Branzk ist die Unterstützung des Bauordens ein Glücksfall. Andere Förderung für ihr Vorhaben gab es nicht. Rudi Fabig ist Pastor im Ruhestand, Sass geht demnächst in Rente. Sie wollen Leuten eine Unterkunft bieten, die "in einer schwierigen Situation sind", wie es Sass ausdrückt. Auch an "Beratung" ist gedacht, allerdings nicht professionell. Alles basiert mehr oder weniger aus freiwilliger Basis. Die Gäste bekommen ein Zimmer im Dachgeschoss. Dort werden sieben Räume ausgebaut, dazu eine Gemeinschaftsküche und Bäder. Ganzer Artikel

Märkische Oderzeitung

Montag, 13. August 2007

Die niederländische Freiwillige Francine hat ihre Bilder vom Baucamp hier veröffentlicht.


Im Oktober (14.-24.10.) gibt es ein zweites Baulager in Lichtenow - Interessenten können sich noch beim Bauorden über info@bauorden.de anmelden.

Dienstag, 7. August 2007

Holzarbeiten am See

Im kleinen Örtchen Jäneda halfen Freiwillige des Bauordens zwei Wochen bei verschiedenen Arbeiten im Naturpark und bei den Vorbereitungen für die Bauernhof-Tage. Ein Zaun wurde in mehrtägiger Arbeit errichtet und die Fundamente für Bänke und Umkleidekabinen wurden gelegt. Außerdem wurden verschiedene Holzfiguren am Ufer des Kali-Sees lackiert. Der Legende nach begegnete ein estnischer Bauer hier zwei Wasser-Nixen und wurde von ihnen in den See gelockt. Die Figuren geben diese Legende eindrucksvoll wieder.



Die belgisch-deutsch-estnische Gruppe
rechts: Senta Malva, die gute Seele des Projekts



Lackierarbeiten mit Ausblick auf den See

Neben Ausflügen nach Pärnu und Tallinn genoss die Gruppe in ihrer Freizeit die schöne Natur und ließ sich auch vom teilweise schlechten Wetter nicht davon abhalten, im See schwimmen zu gehen.