Doch der Schein trügt. Im Dorf regt sich etwas. Der im Jahr 2005 von Christine Wenzel und Veit Urban gegründete Verein „Land.Leben.Kunst.Werk e.V“ mit Sitz im Schloss von Quetzdölsdorf wirkt der Landflucht entgegen. Ziel des Vereins ist es, die Kulturlandschaft neu zu beleben, den ländlichen Raum als wertvolles Lebensumfeld wiederzuentdecken und zu gemeinschaftlichem Wirken in der Dorfgemeinschaft anzuregen. (vgl. www.landlebenkunstwerk.de).
Viele Arbeiten wurden bereits vom Verein in Zusammenarbeit mit den Dorfbewohnern durchgeführt. So etwa der Schaugarten vor dem Schloss mit alten, teils vergessenen Gemüsesorten. Oder der Hochseilgarten im Wäldchen, der als Mittel der Abenteuerpädagogik für Jugendliche gebaut wurde. Die Renovierung des Pfarrhauses und der dazugehörigen denkmalgeschützten Pfarrscheune steht momentan im Mittelpunkt. Das Pfarrhaus soll als Wohngemeinschaftshaus, die Pfarrscheune als „Biogartenküche“/ Dorfwerkstatt mit Räumen für Seminare, Übernachtungen und Atelier umgestaltet werden.
Der Internationale Bauorden unterstützte dieses Projekt im Jahr 2011 gleich mit zwei Baucamps. Das zweite Baucamp fand vom 7. bis 20. August statt. Anfangs waren wir sieben deutsche Teilnehmer, später sind noch ein Praktikant, ein FÖJler (Freiwilliges Ökologisches Jahr) und eine Freiwillige aus Russland hinzugekommen. Die Anreise geschah größtenteils mit der Bahn. Unterkunft während des Baucamps war das bereits erwähnte, vom Verein gemietete Schloss, das nur wenige Gehminuten vom Pfarrhaus, unserem Arbeitsort, entfernt war. Frühstück und Abendessen mussten wir uns selbst mit den Mitteln unserer Vorratskammer bereiten, das Mittagessen organisierte der Verein. Um es treffend zu sagen: die Verpflegung war reichlich und tadellos. Die Arbeit im Baucamp war freiwillig ohne Entgelt. Auf der Baustelle standen uns ein Betreuer und ein gelernter Maurer stets mit Rat und Tat zur Seite. Obwohl die Arbeitzeit 40 Wochenstunden betrug, hatten wir doch immer genug Zeit zur freien Verfügung. Mit den vom Verein zur Verfügung gestellten Fahrrädern erkundeten wir die Landschaft, sammelten Zwetschgen und Mirabellen und besuchten den größeren Ort Zörbig. Es war August, das Wetter zeigte sich fast immer von seiner schönsten Seite. Nach der Arbeit konnten wir deshalb in den Steinbruchseen am Quetzer Berg baden gehen. Die Abende verbrachten wir größtenteils am Lagerfeuer und am Wochenende konnten wir sogar einen Tagesausflug nach Leipzig unternehmen.
Während unserer zwei Wochen im Baucamp wurde sowohl im Pfarrhaus und der Pfarrscheune, als auch an dem der Pfarrscheune angeschlossenen Schuppen gearbeitet. Im Pfarrhaus wurden Fenster und Türen vom alten Lack befreit und neu gestrichen. Im Dachgeschoss wurden die Wände mit Lehm verputzt. In der Pfarrscheune hat man die Gefache teils mit Lehm- teils mit Kalkputz erneuert.
Die Haupttätigkeit lag beim Renovieren des Schuppens, der direkt an die Scheune angebaut ist. Früher sollen dort Ziegen, Schweine und eine Kuh gehalten worden sein, später wurde der linke Raum vom Pfarrer als Kohlenlager genutzt. Aufgrund der großen Wandstärke vermutet man, dass Teile des Gemäuers noch auf die Stammburg von Quetzdölsdorf aus der Zeit der Sorben zurückgehen.
Aufgabe war es, das durch Witterung und Alter geschwächte Gefüge des Mauerwerks wieder zu stärken und dem Schuppen ein neues Dach zu geben. Dazu waren folgende Arbeiten notwendig:
- Verräumen von Schutt
- Anmischen von Kalkmörtel
- Verfugen von Bruchsteinmauern
- Mauern mit Bruchsteinen und Ziegelsteinen
- Konstruieren eines Pultdaches
Welche Arbeiten man ausführte konnte sich jeder selbst aussuchen. Jeder machte das was er konnte und man wurde auch nicht zu irgendeiner „schlechten“ Arbeit verdonnert. Der Umgang mit alten Baustoffen wie Lehm, Kalk, Bruchsteinen, das Wiederverwenden alten Baumaterials wie z. B. Ziegel aus einem Abbruch und die alten Bauweisen wie Lehmfachwerk und Bruchsteinmauern gefiel uns allen sehr gut.
Auch der Kontakt zum Projektträger war stets vorhanden, da unsere Unterkunft, das Schloss Quetz, gleichzeitig der Sitz des Vereins ist. Gemeinsame Mittagessen, ein Nachmittag im Klettergarten, die Abende am Lagerfeuer und viele weitere Aktivitäten sorgten für eine heimische Atmosphäre. Die Erwartungen, die wir von unserem Einsatz hatten, wurden bei allen mehr als erfüllt.
Fabian Köppel