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Freitag, 5. Oktober 2007

Baucamp in Saarmund

In der Nähe von Potsdam helfen Freiwillige des Bauordens beim Bau einer Pilgerherberge. Auf dem Gelände des Pfarrhauses in Saarmund steht ein kleines altes Waschhaus, das zu einer kostenlosen Herberge ausgebaut wird.

Mit großer Begeisterung haben sich die sechs Freiwilligen in der letzten Septemberwoche in die Arbeit gestürzt. Den geplanten Besuch in Potsdam am Samstag ließen sie ausfallen, um noch letzte Arbeiten zu beenden.

Pfarrerin Almut Gaedt freut sich über die tatkräftige Hilfe der internationalen Gruppe. Auch Handwerker aus der Umgebung haben sich von dem Enthusiasmus der Jugendlichen anstecken lassen, und stellen Material und Arbeitszeit kostenlos zur Verfügung.

Eröffnet werden soll die Pilgerherberge zum 1. Mai – bis dahin steht allerdings noch viel Arbeit an. Sicher werden auch noch einmal Freiwillige des Bauordens in Saarmund mit anpacken.





Cristy, unser neuer Jahres-Freiwilliger aus Panciu in Rumänien. Gefördert wird sein Aufenthalt vom Fonds Erinnerung und Zukunft der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft.


Cristy und Ildar heben einen Graben aus.


Gesa aus Deutschland – sie wird mit dem Bauorden einen Europäischen Freiwilligendienst in Burgas, Bulgarien leisten. Dort unterstützt sie unsere Partnerorganisation FAR.




Die Gruppe bei einer wohlverdienten Pause. Von links: Liis aus Estland, Cristy aus Rumänien, Albertas aus Litauen, Peter aus Bulgarien und Ildar aus Russland.


Die zukünftige Pilgerherberge

Jakobsmuschel aus Saarmund

Ein Zeitungsbericht zum ersten Baucamp in Saarmund Ende März:


Die ersten drei Pilger wanderten bereits nach Nuthetal. Nun soll eine Herberge ausgebaut werden

Nuthetal - „Wir sind hier zwar noch nicht in Spanien, aber Saarmund ist bereits an den Jakobsweg angeschlossen“, sagte Pfarrerin Almut Gaedt den Mitgliedern des SPD-Ortsvereins am Mittwoch auf einer Tour durch den Ortsteil. Drei Pilger haben ihn bereits besucht. Im Landkreis Potsdam-Mittelmark verläuft die Pilger-Strecke von Saarmund weiter über Tremsdorf, Kähnsdorf und Schlunkendorf bis nach Beelitz.

Da auf dem östlichen Zipfel des Weges noch dringend Herbergen gebraucht wurden, stand schnell fest: das alte Waschhaus im Pfarrhof wird Pilgerherberge. Vor einigen Wochen entrümpelten sechs Jugendliche des Internationalen Bauordens das kleine Häuschen, in dem es sogar noch ein altes Plumpsklo gibt. Für ein Taschengeld, Kost und Logis helfen Jugendliche aus vielen Ländern im Auftrag des Bauordens freiwillig bei Vorhaben, für die sonst kein Geld zur Verfügung steht. Am Waschhaus entfernten sie auch den alten Putz und legten die Deckenbalken frei. Dabei stellte sich heraus, dass das Holz der Balken schon ziemlich morsch ist und neue eingezogen werden müssen. In den Sommermonaten wollen Konfirmanden helfen, und im Oktober wird eine weitere Gruppe des Bauordens erwartet, um den Ausbau voran zu bringen.

Zwar ist nach wie vor der Weg auf dem traditionellen Camino vom französischen Saint-Jean-Pied-de-Port über Burgos bis zur spanischen Stadt Santiago de Compostela der berühmteste. Aber Recherchen belegen, dass es nicht nur diese Trasse gibt - über ganz Europa verläuft ein spinnenartiges Wegesystem. Auch in Brandenburg gab es vier verschiedene Varianten des Jakobsweges, haben Wissenschaftler und Studenten der Frankfurter Europa-Universität Viadrina recherchiert. Als Beleg gelten auch die Apostelfigur am Portal der Frankfurter Marienkirche und das im Mittelalter gegründete Jakobus-Spital. Polen und Balten nutzten seinerzeit die Handelsstraßen auf ihrem Marsch zum Grab des Apostels Jakobus in Santiago. Die einst aufstrebende Handelsstadt an der Oder war im Mittelalter ein Knotenpunkt für mehrere Pilgerwege.

Nun weist bereits ein Wegführer für Jakobspilger den Ort Saarmund aus, der am Ende eines etwa 25 Kilometer langen Streckenabschnittes liegt und in Berlin-Marienfelde beginnt. Das ist das durchschnittliche Tagespensum der Wanderer auf Sinnsuche. Gaedts freut sich, dass der Weg schon angenommen wird. Zwar ist die Herberge noch nicht bezugsfähig, weshalb vorerst im Pfarrhaus Quartier gewährt wird, wo auch die ersten drei Saarmunder Pilger schliefen. Aber es gibt schon einen Saarmunder Stempel mit der symbolischen Jakobsmuschel, auf der die Ortskirche abgebildet ist. „Jeder Stempel zählt, auch wenn es nur Teilstrecken sind. 200 Kilometer muss jeder gelaufen sein“, sagt die Pfarrerin. Doch die heute asphaltierten Straßen eignen sich nicht mehr zum Wandern, weshalb versucht wurde, neue parallel laufende Wege zu finden, die angenehmer für Fußgänger und Radfahrer sind. Pilgerziel ist die Stadt Magdeburg, die aber auch schon über einen Weg, der von Polen über Görlitz verläuft, an das Wegenetz angebunden ist. Von dort erstrecken sich Pilgerpfade bis nach Süddeutschland.

Noch in diesem Jahr sollen die 150 Kilometer des ostbrandenburger Jakobsweges mit dem typischen Muschelzeichen ausgeschildert werden. Gehofft wird, dass die Pilgerbegeisterung, die die Bestseller von Paulo Coelho und von Hape Kerkeling ausgelöst haben, auch in der Region für touristische Effekte sorgen.

Potsdamer Neueste Nachrichten 27.04.2007