Montag, 3. September 2007

Renovierung der Feldsteinkirche in Görmin, Mecklenburg-Vorpommern


Bei der Sanierung von Kirchen helfen junge Osteuropäer

"Dass die tatsächlich gekommen sind"

Von Nicole Kiesewetter (epd)

Greifswald/Worms (epd). "Einfach Wahnsinn, dass die tatsächlich gekommen sind!" Christian Uhlemann aus dem kleinen pommerschen Dorf Görmin bei Greifswald kann es noch immer nicht ganz glauben: Junge Leute aus verschiedenen Ländern Europas haben sich aufgemacht, um in dieser "nicht gottverlassenen, aber doch sehr ländlichen Gegend" bei der Renovierung der mittelalterlichen Feldsteinkirche zu helfen.

Im Frühjahr sei ihm die Idee gekommen, erinnert sich der 34-jährige gelernte Tischler, beim "Internationalen Bauorden" anzufragen, ob dringend nötige Baumaßnahmen an der Kirche nicht durch ein Projekt unterstützt werden könnten. "Denn Geld hat die Gemeinde dafür natürlich nicht", bedauert das engagierte Kirchenmitglied.


Yanji aus Japan und Laura aus Italien


Der Bauorden mit Sitz in Worms, das wusste Uhlemann, ist eine Vereinigung, die in ganz Europa Workcamps vor allem für junge Menschen zwischen 20 und 25 Jahren organisiert. In Deutschland sind es in diesem Jahr etwa 50 Einsätze. Die Hälfte davon entfällt auf die neuen Bundesländer, wo der Sanierungsbedarf nach wie vor besonders groß ist.

"Die Jugendlichen, die in den letzten Jahren vermehrt aus osteuropäischen Ländern kommen, arbeiten für zwei bis vier Wochen in Gruppen und erledigen leichte Reparaturen vornehmlich an diakonischen Einrichtungen oder Kirchen", erklärt Geschäftsführer Peter Runck. Und das alles kostenlos. Nur Kost und Logis wird ihnen gestellt. Gegründet wurde der Bauorden, der sich ausschließlich aus Spenden finanziert, im Jahr 1953, als der flämische Ordensmann Werenfried van Straaten Studenten motivieren wollte, in Deutschland Flüchtlingen und Vertriebenen beim Bau von Eigenheimen zu helfen.

Die Idee dahinter, erklärt Runck, sei ganz einfach: "Wir wollen im unmittelbaren Helfen Menschen solidarisch verbinden - über Grenzen, Hautfarben, Weltanschauungen und Ideologien hinweg." Und bei der Anfrage aus Görmin habe er nicht lange überlegen müssen. "Da steht das ganze Dorf hinter, das habe ich gleich gemerkt."


Die Teilnehmer des zweiten Baucamps kommen aus Italien, Polen, Österreich und Japan.


Und so sind noch bis Ende August rund 20 junge Menschen in Görmin dabei, Zementputze zu entfernen und bei der Sanierung der Gewölbedecke und einer Natursteinmauer zu helfen. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, ein Fachmann vor Ort leitet die Freiwilligen an.

Unter ihnen ist auch die 24-jährige Vera aus der Ukraine. "Ich möchte nette Menschen und neue Länder kennenlernen", begründet sie ihr Engagement. Görmin ist schon Veras zehntes derartiges Projekt. Zuletzt war sie in Brandenburg. "Worum es genau geht, ist egal - Hauptsache ich verbringe meine Zeit sinnvoll und liege nicht den ganzen Tag nutzlos in der Sonne."


Auch die 19-jährige Anja aus Polen wollte ehrenamtlich helfen und kam, wie die meisten, über das Internet zum Bauorden-Projekt in Görmin. Sie habe sich bewusst Deutschland ausgesucht, "weil ich nächstes Jahr hier studieren und vorher die Sprache besser lernen möchte". Zwar sei das Freizeitangebot auf dem pommerschen Dorf etwas eingeschränkt, doch die Kirchengemeinde bemühe sich sehr um das Wohlergehen ihrer internationalen Gäste. "Sogar einen Ausflug an die Ostsee haben die schon für uns organisiert", lobt Anja.


Die Landstraße in Görmin


"Natürlich möchten wir, dass sich die Leute wohl fühlen", sagt Christian Uhlemann und gibt zu, sich nach den ersten zwei Wochen schon ein wenig "wie ein Herbergsvater" zu fühlen. Doch es sei eine Chance für die Kirche und die Gemeinde, "dass die alle hier zu uns gekommen sind - hierher, nach Vorpommern, wo alle weggehen und keiner hin will". Da müsse man ein paar schlaflose Nächte schon in Kauf nehmen.

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