Donnerstag, 9. September 2010

Baucamp hat ungebrochen Zugkraft

Seit nunmehr 20 Jahren legen junge Leute aus verschiedensten Ländern im Sommer Hand an den Begegnungsbahnhof Hasel.

HASEL. Technomusik schallt dem Besucher entgegen, in luftiger Höhe streichen drei junge Männer das Balkenwerk des alten Güterhallendachs beim Begegnungsbahnhof Hasel. Zeitgleich geht es an der zweiten "Baustelle" bodenständig zu, liegend legt hier Religionslehrererin Anja Kirschenlohe letzte Hand an die künstlerische Gestaltung der Telefon-Nasszelle im Außenbereich des Jugend- und Freizeitheims im ehemaligen Hasler Bahnhof.

Es ist Freitag, der letzte Tag des einwöchigen internationalen Jugendbaucamps. Seit 20 Jahren kommen jungen Leute in ihren Sommerferien zum Arbeiten hierher. Momentan sind noch zwei Russinnen, ein Türke, ein Pfälzer und drei junge Leute aus Baden-Württemberg da, zwei sind bereits weiter gezogen.


Alljährliche Schönheitskur: Malerarbeiten in luftiger Höhe unterm Dach der Güterhalle. Foto: Silke Hartenstein

In diesem Jahr wird die Frontseite der ehemaligen Bahnhofsgüterhalle verschönert. Wenn sie fertig ist, wird sie bestens zum einladenden Hauptgebäude passen. Dass sich der Begegnungsbahnhof im Laufe seines 25-jährigen Bestehens zu einem Schmuckstück verwandelt hat, ist im hohen Maße den jungen Leuten zu verdanken, die hier Jahr um Jahr jeweils eine Woche lang unentgeltlich arbeiten.

Das Baucamp ist eine gemeinsame Veranstaltung der evangelischen Kirchengemeinde Rheinfelden mit dem internationalen Bauorden mit Sitz in Ludwigshafen. Ziel des Bauordens ist es, junge Menschen aus allen Ländern Europas zusammen zu bringen.

Irina:"Es ist eine schöne Lebenserfahrung"

Unterkunft und Verpflegung im Bahnhof sind für die jungen Bauhelfer gratis, im Gegenzug stellen sie ihre Arbeitskraft zur Verfügung. Die Woche zuvor halfen sie bei der Sanierung des Werner-Mennicke-Hauses auf dem Rührberg. Dieses Jahr wird hier Deutsch gesprochen, die beiden jungen Frauen aus Russland beherrschen die Sprache sehr gut. Für Irina, die seit Anfang Juli in Deutschland ist, ist der Hasler Begegnungsbahnhof ihre vierte Baucampstation in Folge. Als nächstes geht sie nach Aachen zu einem Weltladenprojekt, danach zurück zum Studium in die Heimat. Ihr gefallen an den Baucamps die abwechselnden Aktivitäten, ihr Motiv zum Mitmachen: "Es ist eine schöne Lebenserfahrung." Auch im nächsten Jahr möchte sie wieder mit dabei sein.


Die hübscheste Dusche weit und breit bekommt einen Anstrich. Foto: Silke Hartenstein


Die beiden Russinnen fanden übers Internet den Kontakt zum Bauorden, erklärt Baucampleiter Diakon Friedrich Schmidt aus Schopfheim. Immer im Januar, so Schmidt, würden die europaweit anstehenden Bauvorhaben bei der Projektbörse des Bauordens vorgestellt. Dann könnten sich junge Leute aus ganz Europa aussuchen, wo sie was gern tun wollen. Im Falle der beiden Russinnen wurde die Hälfte ihrer Fahrtkosten nach Deutschland vom Bauorden finanziert. Schmidt mag das Zusammensein und -arbeiten mit den jungen Menschen und das Gemeinschaftsgefühl, das hier entsteht. Freundschaften und auch Ehen seien hier schon entstanden. "Morgen kommt ein deutsch-holländisches Paar mit seinen Kindern. Sie haben sich beim Baucamp in Hasel kennen gelernt, verbringen hier jedes Jahr eine Ferienwoche und legen auch mit Hand an". 35 Menschen aus sieben Nationen hätten hier schon mit gearbeitet, etliche kämen wieder. Natürlich wird nicht nur gearbeitet: Bei Ausflügen an Bodensee und Rheinfall, beim Baden im Rhein, dem Besuch der Gersbacher Barockschanze und der großen Abschluss-Grillparty kommen der Spaß und das Kennenlernen der Gegend nicht zu kurz.

Sein 25-jähriges Bestehen feiert der Begegnungsbahnhof Hasel am Sonntag, 12. September, beim Tag der offenen Tür, mit Gottesdienst, Führungen, Bewirtung und Jazz aus Efringen.

Silke Hartenstein in der Badischen Zeitung vom 06.09.2010.

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