Am nächsten Morgen nach dem Frühstück an einer großen Tafel mit der Familie des Hauses traten wir unsere erste Arbeitsaufgabe in den Olivenhainen an. Dort entfernten wir auf mehreren terrassenartig angelegten Feldern verdörrtes Gras, reinigten das Areal und präparierten die Olivenbäume mit Steinen und Erde, so dass sie feuerfest sind, da es im Sommer bei den hohen Temperaturen häufig zu Bränden kommen kann. Diese Arbeit hat sehr viel Zeit, Schweiß und Nerven gekostet.
Weiterhin gab es viele Arbeiten am und im Haus zu verrichten: so halfen wir regelmäßig bei der Hausarbeit und bereiteten auch gemeinsam mit Carmela, der Hausmutter, das Essen für die Gruppe zu. Auf dem Gelände der Casa di Maria entstand weiterhin ein neues Gebäude, welches als Werkstatt dienen soll. Dort legten wir unter anderem ein Fundament, dem vorausging, dass wir Steine unterschiedlicher Größe sammeln und in Eimern transportieren mussten, was körperlich sehr anstrengend war. Da wir 2 männliche Freiwillige in der Gruppe hatten und auch Sergio und 2 andere junge Männer auf der Baustelle waren, nahmen sie uns die ganz schweren Arbeiten bereitwillig ab.
Wir hatten sogar die Möglichkeit Beton zu mischen, was vielen von uns sehr viel Spaß bereitet hat, da man sowas vorher noch nie gemacht hatte. Zu den Arbeiten kamen noch kleinere Tätigkeiten wie Zäune, Tische und Bänke abschleifen sowie diese zu lasieren. Hinzu kamen Aufräumarbeiten au dem Gelände und das Verzieren einer Steinmauer mit Mosaiken – für die Kreativen unter uns eine gelungene Abwechslung zur manchmal doch sehr schweren körperlichen Arbeit.
Die Arbeitszeiten waren so geregelt, dass wir vormittags etwa 4 Stunden arbeiteten und mittags 2-3 Stunden Pause hatten, in der wir immer ein sehr opulentes Essen mit der Familie einnahmen und uns ein wenig in den Hängematten, beim Kartenspielen oder Lesen entspannen konnten. Nachmittags ab 16 Uhr ging es dann weiter und wir arbeiten immer bis etwa 19 Uhr, manchmal auch länger, wenn dringend etwas fertig werden musste. Aufgrund der Hitze war die nachmittägliche Arbeit immer um ein deutliches angenehmer als vormittags in der heißen Sonne zu schwitzen. Abends wurde es aufgrund der Höhenlage am Fuße des Ätna immer etwas kühler und sehr angenehm. Nach dem Abendessen, was auch manchmal bis 22 Uhr dauerte, konnten wir daher noch ein paar schöne Stunden draußen mit belgischen Kartenspielen oder angenehm-lustigen Gesprächen verbringen.
An den Wochenenden fuhr die Familie mit uns zwei Mal ans Meer, was wir sehr genossen und uns gut entspannen konnten. Auch die lange fahrt beim zweiten Ausflug hat sich wirklich gelohnt, da wir den Nachmittag an einem sehr idyllischen und nicht von Touristen bevölkerten Strand bei Syrakus verbracht haben. Auf Wunsch der Gruppe konnten wir auch auf den Ätna machen, der geradezu vor unserer Nase lag und den wir den ganzen Tag lang während der Arbeit beobachten konnten. Leider waren wir zu spät dort um bis auf den Gipfel zu fahren, aber auch auf einem der unteren Plateaus war es sehr schön und beeindruckend.
Des Weiteren veranstaltete die Familie am ersten Samstag eine Party für Freunde, Bekannte und Dorfmitglieder - Anlass dafür war, dass die Familie mit ihrem Projekt nun schon 3 Jahre vor Ort ist. Die Party war gut und sehr professionell vorbereitet. An dem Abend waren etwa 100 Leute da und es war schön inmitten der sizilianischen Lebensfreude mit unterschiedlichsten Menschen mehrerer Genrationen zu essen, zu trinken und zu feiern. Dieser Abend war unvergesslich und wir als Freiwillige haben bis zum Ende durchgehalten.
Alles in Allem war das Camp schön, auch wenn man sich als Mitteleuropäer an viele Gegebenheiten und Umstände erst gewöhnen bzw. sie einfach akzeptieren muss – alles braucht seine Zeit, nichts geschieht mit Hektik , Zeitangaben sind nur ungefähre Richtwerte und Organisation bekommt eine ganz neue Definition. Die Familie hat uns nett aufgenommen, uns kulinarisch immer sehr gut und ausreichend versorgt und uns den Aufenthalt so angenehm wie möglich gemacht. Spontane Veränderungen haben wir bereitwillig akzeptiert, wie zum Beispiel die Ankunft einer zehnköpfigen Familie aus Catania, deren Haus abgebrannt war und diese auf dem Hof der Pennisis Unterkunft suchte. So rückten wir enger zusammen und räumten ein großes Zimmer für die Familie, schenkten ihr Kleidung und kleine Annehmlichkeiten aus unserem Hab und Gut. Allein die Kommunikation zwischen uns und der Familie Pennisi war manchmal etwas schwierig, da sie kein Englisch sprach und wir kaum italienisch. Ein großes Dankeschön gilt daher Gesine, die 2 Wochen lang bereitwillig eine sehr gute Dolmetscherin war!
Susann Thiele, 01.September 2010
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