Freitag, 20. August 2010

Helfende Hände aus vier Ländern

Acht Frauen und Männer helfen bei der Restaurierung im koptischen Kloster
VON JULIA RENNER


Der Ukrainer Dima Pritulenko (l.) und der Italiener Angelo Marino Albonico kümmern sich gemeinsam um die Vorbereitung für das Verputzen der Wände. Gesprochen wird Englisch.
Zusammenarbeit über Sprachgrenzen hinweg | FOTO: JULIA RENNER



Höxter-Brenkhausen. Vor 17 Jahren sind die Kopten in das Kloster in Brenkhausen eingezogen und seitdem restaurieren sie den Nordflügel des historischen Gebäudes. Nun haben sie Unterstützung bekommen. Acht Frauen und Männer aus Deutschland, Italien, Österreich und der Ukraine packen mit an - und das freiwillig.

Staubig und karg wirkt die Langzeit-Baustelle im Nordflügel des Klosters. "Das alles ist eine sehr mühsame Tätigkeit und es dauert sehr lange", sagt Bischof Anba Damian. Der Flügel wird aufwändig restauriert. "Als wir kamen, sah hier alles aus wie eine Ruine", erinnert sich der Bischof. Deshalb haben die Kopten mit der Restaurierung angefangen.

Finanziert werden die Arbeiten hauptsächlich durch Spenden. Ausgeführt werden sie vor allem von koptischen Handwerkern, die ehrenamtlich anpacken. Seit gestern arbeiten nun acht weitere Helfer auf der Baustelle. Bis zum 28. August werden sie mithelfen, das Kloster in seinen ursprünglichen Zustand zu bringen.
Eine von ihnen ist Anna-Katharina Dederich. Die 25-Jährige aus Korschenbroich bei Mönchengladbach wird ab Oktober Bauingenieurwesen studieren und will sich durch die Arbeit im Kloster darauf vorbereiten. "Vor dem Studium muss ich ein Praktikum machen. Und die Arbeit im Kloster ist reizvoller, als in einer Baufirma."

Während sich Dederich auf ihr Berufsleben vorbereitet, ist Friederike George bereits aus ihrem Job ausgeschieden. Die 60-Jährige ist im Vorruhestand. "Aber ich bin keine, die gerne am Strand liegt", sagt die frühere Bibliothekarin aus Freising in Bayern. Sie wollte etwas sinnvolles tun. Jetzt verputzt sie im Kloster die Wände mit Lehm. Für die Rentnerin bedeutet das vor allem Spaß. Den haben auch Angelo Marino Albonico aus Italien und Dima Pritulenko aus der Ukraine. Beide waren schon bei vielen Baueinsätzen dabei, unter anderem in Afrika.

Organisiert wurde das Baucamp vom Bauorden Deutschland. Darüber ist auch Stephanie Mold nach Brenkhausen gekommen. Die Österreicherin hat schon in aller Welt freiwillig bei Bauvorhaben geholfen. "Aber ich dachte mir: Wieso soll ich weit weg fliegen, wenn ich auch im Nachbarland helfen kann?" Für die 29-jährige Studentin aus Linz ist das nicht nur eine gute Gelegenheit zu helfen, sondern auch um Land und Leute kennenzulernen. Für Bischof Anba Damian ist genau das auch der Sinn des Baucamps. "Alle wollen eine andere Kultur kennenlernen. Deshalb werden wir in den nächsten beiden Wochen zusammen arbeiten, essen und beten."

Geld bekommen die Freiwilligen nicht, dafür Kost und Logis im Kloster - und dazu viel Lob vom Bischof: "Was sie jetzt schon geschafft haben, ist wirklich ganz toll." In dem historischen Gemäuer haben sich die Helfer schnell eingelebt. "Ich komme selbst aus einer Kleinstadt, deshalb muss ich mich nicht umgewöhnen", sagt Anna-Katharina Dederich über Brenkhausen. "Und außerdem: Wir können hier im Schlamm wühlen - und was ist schöner?"

Neue Westfälische am 16.08.2010

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